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Transrapid schwebt hin und her

■ Neues Gutachten zu gestiegenen Kosten der Strecke: Niemand will sich genau äußern. Grundstücke aber anerkanntermaßen teurer. Am Sonntag verhandelt Koalition über Verkehr

Berlin (taz) – Beim Thema Kostensteigerung des Transrapid gaben sich gestern mehrere Beteiligte ausgesprochen zugeknöpft. Die taz berichtete, daß die Firma Fernau Consulting in Potsdam im Auftrag der Deutschen Bahn AG die Kosten für den Bau der Magnetbahn neu berechnet hatte: Statt der bisher offiziell angegebenen 6,1 Milliarden Mark müßte die DB demnach für den Streckenbau tatsächlich 10,1 Milliarden Mark bezahlen. Die Fernau Consulting schickte gestern ihre Sekretärin vor: „Wir sagen gar nichts. Allein die Magnetbahnplanungsgesellschaft ist auskunftsberechtigt.“

Der Sprecher der Planungsgesellschaft, Peter Jablonski, gestand gestern zu, daß die Grundstückspreise für die Strecke tatsächlich höher seien als bisher angenommen. Die in dem Gutachten vorausgesagten höheren Kosten für den Fahrweg enthielten aber keine schon jetzt erkennbaren Einsparmöglichkeiten. Die MPG halte am bisherigen Gesamtkostenrahmen von 9,8 Milliarden Mark für Strecke und Züge fest. Rot-Grün bedeute nicht das Aus. Jablonski sagte gestern gegenüber der Nachrichtenagentur Reuter, er habe „Signale, daß es Verläßlichkeit in der Politik geben wird“.

Am Sonntag steht das Thema Verkehrspolitik auf der Tagesordnung bei den Koalitionsverhandlungen. „Alle Zahlen zum Transrapid müssen auf den Tisch“, forderte gestern Gila Altmann, verkehrspolitische Sprecherin der Bündnisgrünen.

Kurz vor der Bundestagswahl sagte der damalige persönliche Sprecher Gerhard Schröders, Michael Jürdens, daß Schröder an der Strecke für die Magnetbahn zwischen Berlin und Hamburg festhalten wolle – wenn die Finanzierung so laufe, wie bisher geplant. 1994 hatte Schröder trotz der damals noch günstigeren Bedingungen im Bundesrat gegen den Transrapid gestimmt. SPD-interne Kreise gehen davon aus, daß Nordrhein- Westfalens Ministerpräsident Clement für den Meinungswandel Schröders verantwortlich ist. Schließlich liegt einer der Hauptnutznießer des Riesenprojekts in seinem Land: Zughersteller Thyssen. Annette Jensen

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