: Liegenlassen!
■ Leider kann man heute aus jedem Dreck eine Zeitschrift machen: „nitelife“, ein „Kontaktmagazin“ von KPS
Im Editorial des brannnndneuen Bremer Magazins „nitelife“ heißt es in dankenswerter Offenheit: Geil geil geil, daß es so leicht ist, ein neues publikumsverarschendes Magazin auf den Mark zu rotzen! Man nehme ein paar Schwachköpfe, die Sätze zustande bringen wie „Techno ist tot - es lebe der Techno“ oder „Vielleicht findet Ihr Euren Traumpartner für eine holde Zweier-Beziehung jedweder Art“ – das ist die Redaktion. Dazu ein paar Anzeigen von Kneipen und Kontaktagenturen. Plus acht Seiten voller Kontaktanzeigen aus der ABisZ, die ja auch der Bremer Verlagsgesellschaft KPS gehört. Fertig ist das Drecksblatt, das Ihr in Händen haltet. Kostet soviel, wie es wert ist (nix), doch irgendwovon müssen wir ja leben. Viel Spaß wünscht Euer nitelife-Team.
Pardon. Ganz so offen äußern sich die Redakteure, die sich Holger Zapfe (auch verantwortlich für Marketing, ist klar), Thekla, Jens und Gregor nennen, nicht. Sie umschleimen ihre Zielgruppe, die „knapp 13 Millionen“ Singles in Deutschland, mit schwitzigen Angeboten („Dieses Forum will Euch beim Ausleben Eurer heimlichen sexuellen Phantasien behilflich sein“). Man bedient unsägliche Phantasien, indem man Menschen zusammenbringen will, und zwar „auf welcher Ebene auch immer“. Und man lobt unfaßbare 200 Mark aus für jene Komplettidioten unter den LeserInnen, die auf das Schweineangebot von Nitelife reinfallen: Ein Abend mit dem Nitelife-Team in Bremer Bars und Clubs im Wert von 200 Mark, und die dürfen dafür alles knipsen und mitstenografieren. Billiger gibt's Models mit Story nur in brasilianischen Elendsvierteln.
Die größte Leistung der Redaktion ist zweifellos die gefakte „Kummerecke“, wo ein „Expertenteam“ einer „Beate“ aus Bremen, die mit ihrem Chef geschlafen hat, rät, ihrem Mann „Zeit zu geben“ („eine räumliche Trennung bewirkt oftmals Wunder“). Und ein angeblicher „Horst“ aus Soltau hat mit 27 noch nie Sex gehabt („Gehen Sie auf die Frauen zu...“).
Der Quargel ist so unbeschreiblich, daß jetzt unbedingt ein Witz kommen muß (jau, das Team hat wahrhaftig „humorige Berichterstattung“ versprochen): Treffen sich zwei Penisse in der Sauna: „Na wie geht's?“ – „Blendend, und dir?“ – „Ach, mir geht's so grausam. Jeden Abend werd' ich aufgeweckt, krieg' einen Regenmantel übergezogen, und dann muß ich so lange U-Bahn fahren, bis ich mich übergeben muß!“ Dito! BuS
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen