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Vertrag geplatzt

■ Musicalproduzent Bocksch kündigt Schillertheater und gibt Senat die Schuld

Der Musicalproduzent Wolfgang Bocksch inszenierte am Wochenende, pünktlich zur „Grease“- Premiere“ am Theater des Westens, einen theaterpolitischen Skandal. Am Freitag war Bocksch vor dem Berliner Kammergericht bei seinem vierten Versuch unterlegen, auf juristischem Weg die Aufführung der Berlin-Düsseldorfer Koproduktion zu verhindern. Darauf kündigte er zum 1. November 1998 seinen Pachtvertrag mit dem Schillertheater, an dem er selbst das Kult-Musical im Dezember herausbringen wollte. Zudem droht er dem Land Berlin mit einer Klage auf Schadenersatz, weil es das Konkurrenzunternehmen nicht verhindert hat.

Im Dezember 1997 hatte der Musicalproduzent, der sich mit „Cats“ in Hamburg den Ruf eines erfolgreichen Kulturmanagers erworben hatte, das Schillertheater bis zum Jahr 2000 gepachtet. Wie schon Vormieter Peter Schwenkow setzte er auf das Musicalgeschäft und versprach, das seit 1993 im Stich gelassene Theater zur ersten Musicalbühne der Stadt zu machen.

Bocksch begründete die Zahlungsunfähigkeit der Schillertheater-Betriebs-GmbH mit dem verdorbenen Vorverkaufsgeschäft für „Grease“ – wegen der Konkurrenz des Theaters des Westens. Weil die acht bis zehn Millionen Mark, die er einkalkulierte, in der Finanzierung fehlten, hätten sich nun die Investoren zurückgezogen. Schon seit Juni hat Bocksch keine Miete mehr an das Land überwiesen, deshalb hält die Kulturverwaltung die Kündigung für ein Ablenkungsmanöver. Dem Senat wirft Bocksch fehlende Unterstützung vor und spekuliert, daß das Schillertheater als Ausweichquartier für das Berliner Ensemble herhalten soll. Katrin Bettina Müller

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