Symbol für Folter und Mord

■ Chiles 82jähriger Ex-Diktator Augusto Pinochet zeigt keine Reue

Buenos Aires (taz) – Als kürzlich der 25. Jahrestag seines Putsches anstand, wiederholte der General im Ruhestand erneut: Der blutige Umsturz am 11. September 1973 sei nötig gewesen, um das Vaterland vor dem Kommunismus zu retten. Pinochet macht sich keine Vorwürfe: „Warum sollte ich um Pardon bitten?“ Zu den von seinem Regime ermordeten Oppositionellen sagte er nur: „Haben die sich denn bei den Müttern getöteter Soldaten entschuldigt?“

1970 hatte der Sozialist Salvador Allende die Wahlen gewonnen und anschließend Kupferminen und ausländische Firmen verstaatlicht. Bei Parlamentswahlen im April 1973 verfehlte Allendes Bündnis die absolute Mehrheit und wurde fortan von rechten Parteien blockiert.

Am 11. September des Jahres besetzten Armeeeinheiten Santiago, belagerten und bombardierten den Regierungspalast. Allende kam ums Leben, Pinochet wurde Junta-Chef. Von sich behauptete er: „Ohne mein Wissen bewegt sich in Chile nicht einmal ein Blatt.“

Erst kurz zuvor war Pinochet von Allende zum Chef der Streitkräfte ernannt worden. Soldat wurde der Sohn eines Zollbeamten, weil er es in der Schule zu nichts gebracht hatte. In den Streitkräften machte er Karriere. Nach seinem Putsch löste er das Parlament auf, verbot Parteien und Gewerkschaften und blies zur Jagd auf linke Regimegegner. Wie kein anderer in Lateinamerika ist Pinochet Symbol für Mord und Folter. In den 17 Jahren seiner Diktatur verschwanden über 3.200 Oppositionelle, unzählige flohen ins Exil.

Unterstützt wurde Pinochet von Washington. Nach der Revolution in Kuba wollten die USA unbedingt verhindern, daß ein weiteres Land in ihrem Hinterhof sozialistisch wird. Wirtschaftlich boxte Pinochet ein neoliberales Programm durch, das auf völlige Marktöffnung und den Rückzug des Staates aus der Wirtschaft setzte.

Als Pinochet sich 1988 erneut per Volksentscheid legitimieren lassen wollte, erlitt er ein Niederlage. Demokratische Reformen waren unausweichlich. Am 11. März 1990 endete die Diktatur, der Christdemokrat Patricio Aylwin wurde Präsident. Pinochet hatte allerdings seinen politischen Einfluß festschreiben lassen. Erst Anfang dieses Jahres wechselte er vom Vorsitz der Armee auf den ihm verfassungsgemäß zugesicherten Senatorenposten auf Lebenszeit, dank dessen er weiter Immunität vor politischer Verfolgung in Chile genießt. Ingo Malcher