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BP suspendiert Sicherheitschef

In Kolumbien soll der Ölkonzern indirekt Todesschwadronen ausgerüstet haben. BP leitet nach Zeitungsberichten interne Untersuchung ein, beteuert aber seine Unschuld  ■ Von Sven Hansen

Berlin (taz) – Der britische Ölkonzern BP hat den Sicherheitschef für die Ocensa-Ölpipeline in Kolumbien suspendiert und eine interne Untersuchung eingeleitet. Damit reagierte der Konzern auf Recherchen der Zeitung The Guardian aus London und des El Spectador aus Kolumbien. Sie hatten der BP-Tochterfirma Ocensa am Samstag vorgeworfen, zum Schutz der 500 Meilen langen Pipeline vor Anschlägen linksgerichtetet Guerilleros eine Brigade des kolumbianischen Militärs mit Waffen ausgerüstet zu haben. Der Brigade werden Massaker rechtsgerichteter Todesschwadrone an der Zivilbevölkerung vorgeworfen.

Laut Guardian hätten die Gespräche über Waffenlieferungen 1996 direkt nach einem Massaker mit 14 Toten begonnen. Dabei sei auch über die Lieferung von Kampfhubschraubern und Schußwaffen sowie über Kurse in psychologischer Kriegsführung für die firmeneigenen Sicherheitskräfte gesprochen worden. Zudem hätten Ocensa-Mitarbeiter durch ein eigenes Netzwerk von Spitzeln Informationen in der Bevölkerung gesammelt und diese an die für notorische Menschenrechtsverletzungen bekannten Militärs weitergegeben. BP ist mit 15 Prozent des Kapitals an Ocensa beteiligt.

BP-Geschäftsführer Chris Gibson-Smith wies gestern gegenüber der BBC die Vorwürfe zurück. „Unsere Hände sind sauber“, sagte er. „Es gibt keine Anhaltspunkte, die den Vorwurf unterstützen, wir hätten der Armee tödliche Waffen geliefert oder Spitzeltätigkeiten gegen die Bevölkerung organisiert.“ Zuvor hatte ein Konzernsprecher gesagt, BP hätte die Armee nur mit Nachtsichtgeräten ausgestattet. Der Sicherheitschef Roger Brown sei suspendiert worden, weil er nicht an Diskussionen über Waffenlieferungen an die Armee hätte teilnehmen sollen.

BP: Nachtsichtgeräte und keine Waffen

Der britische Abgeordnete im Europaparlament, Richard Howitt, warf BP gestern vor, die Schuld individualisieren zu wollen. Umweltschutzgruppen und Menschenrechtsorganisationen erheben seit Jahren schwere Vorwürfe gegen die Aktivitäten des Ölkonzerns in Kolumbien. 1994 mußte BP die größte bisher wegen Umweltvergehen in Kolumbien verhängte Strafe bezahlen. Die Organisation Human Rights Watch wirft BP vor, daß allein in der Region Casanare seit 1994 mindestens sechs Menschen vom Militär ermordet wurden, die gegen die von der Ölförderung ausgehenden Umweltzerstörungen protestiert hatten.

In letzter Zeit versucht BP verstärkt, sein angekratztes Image in der britischen Öffentlichkeit aufzupolieren. Noch für gestern war ein Gespräch zwischen Vertretern von BP und entwicklungspolitischen Organisationen vorgesehen.

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