: High-Noon für Werder Bremens Trainer Wolfgang Sidka
■ Uefa-Cup-Spiel gegen Marseille als letzte Chance / Fans fordern ebenfalls Konsequenzen in Präsidium, Management und Mannschaft
Die Luft für Werder-Trainer Wolfgang Sidka wird immer dünner. Heute abend um 20.45 Uhr (ZDF) geben sich gleich drei Weltmeister die Stadion-Klinke in die Hand, um den Chef-Coach des hiesigen Fußballclubs im Uefa-Cup-Hinspiel aus seinem Sessel zu befördern. Auf der Mannschaftsliste von Gegner Olympique Marseille stehen so illustre Namen wie die der Weltmeister Laurent Blanc, Robert Pires und Christophe Dugarry. Hinzu kommen der deutsche Torhüter Andreas Köpke und der italienische Legionär Fabrizio Ravanelli, die dem französischen Spitzenverein seit neun Spielen eine saubere Weste in der dortigen Liga beschert haben. International mußte Olympique Marseille seit fünf Spielen nicht einmal mehr einen Gegentreffer hinnehmen.
Darum setzen die AnhängerInnen der Grün-Weißen kaum einen Pfifferling mehr auf ihr Team. Selbst Manager Willi Lemke hat nach dem desaströsen 2:3 am Samstag gegen Freiburg seinen Berufsoptimismus verloren: „Unser Gegner ist haushoher Favorit. Wir müssen auf eine Sensation hoffen.“ Das scheint aber auch die einzige reelle Chance der Bremer zu sein. Zumal die Neuverpflichtungen Ailton, Bogdanovic und Wojtala noch nicht spielberechtigt sind. Brand und Frey fallen verletzt aus, der Einsatz von Skripnik und Benken ist fraglich.
Trotzdem will das Präsidium offensichtlich das Abschneiden in dem Spiel mit dem Verbleib von Sidka auf der Trainerbank verknüpfen. Je nach Ausgang soll Mittwoch oder Donnerstag „Tacheles“ geredet werden. Sollte das Spiel allen Prognosen gemäß verloren werden, kann der Trainer offensichtlich seinen Sessel räumen. Das entspricht auch den Forderungen vieler erboster Fans, die sowohl im Stadion als auch auf Werders Internetseite Konsequenzen für den Trainer verlangen. Das geht bis hin zu so harten aber auch etwas unsinnigen Sprüchen wie: „Der SVW spielt gut im Schnee, werft endlich den Sidka in die See.“
Doch auch gegen Präsidium und Mannschaft werden immer weitere Stimmen laut. Während sich einige Fans fragen, warum sich seit der mehrjährigen Dauerkrise so ziemlich alle Gesichter im Verein bis auf die in Präsidium und Management verändert haben, prangern andere die Vereins-Preispolitik an. So steht dort zu lesen: „Sag ma Willi, findest Du nicht 75 DM Ost-Oberrang ein wenig viel Geld für ein Spiel? Tolle Spiele liegen lange zurück, das Niveau geht runter und die Preise rauf.“ Auch die Mannschaft kriegt ihr Fett ab: „Diese charakterlose Söldnertruppe wird noch so manchen Trainer in's Leere laufen lassen.“ Jeti/dpa
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