: Gesamtmetall: Nur moderate sind kluge Abschlüsse
■ Arbeitgeber-Chef Stumpfe: Bündnis für Arbeit kann intelligente Tarifpolitik nicht ersetzen
Bonn (dpa) – Das geplante „Bündnis für Arbeit“ muß nach Ansicht der Metallarbeitgeber von einer moderaten Lohnpolitik begleitet werden. Gesamtmetall-Präsident Werner Stumpfe warnte die IG Metall gestern in Bonn vor einem „Ende der Bescheidenheit“ in der Tarifrunde 1999 und wies ihre Lohnforderung von 6,5 Prozent als „absolut realitätsfern“ zurück. Eine „zu hohe Lohnzahl“ würde „als Sprengsatz auf dem Arbeitsmarkt wirken“ und das Bündnis konterkarieren, sagte Stumpfe.
Stumpfe stellte erneut reale Lohnzuwächse für die 3,6 Millionen Metaller in Aussicht. Er warnte aber davor, den von Gesamtmetall erwarteten Produktivitätsfortschritt von vier Prozent auszuschöpfen. Nur ein Teil dürfe in die Einkommen fließen, ein großer Teil dagegen müsse für mehr Beschäftigung reserviert bleiben. Die Tarifrunde beginnt im Dezember.
Als hilfreich für die Lohnpolitik wertete Stumpfe die von der rot- grünen Koalition geplante dreistufige Steuersenkung. Setzten SPD und Bündnis 90/Die Grünen ihre Pläne um, könnten Löhne und Gehälter netto kräftiger steigen als brutto, sagte er.
Stumpfe plädierte für einen „intelligenten Tarifabschluß“ mit einem moderaten Lohnplus für alle und gewinnabhängigen Bestandteilen, um leistungsschwache Unternehmen zu schonen. „Wir wollen erreichen, daß kein Betrieb gezwungen wird, wegen unseres Tarifabschlusses Mitarbeiter zu entlassen“, sagte er. „In Firmen mit besserer Wirtschaftslage wollen wir den Mitarbeitern eine faire Beteiligung am Erfolg bieten.“
Der Gesamtmetall-Präsident bestritt, daß es einen „Nachholbedarf“ bei den Einkommen gebe. Der IG Metall warf er unseriöse Zahlenspiele und „Taschenspielertricks“ vor. Ihre Behauptung, die moderaten Lohnabschlüsse von 1997 und 1998 hätten keine Arbeitsplätze geschaffen, sei „schlicht falsch“. Allein 1998 habe die Metallindustrie 64.000 neue Mitarbeiter eingestellt.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen