Fuck good movies!

■ Elisabeth Flickenschildt gebührt eine Camp-Ehrung bei den Lesbisch-Schwulen Filmtagen

„Fuck good movies!“ Solch kerniger Imperativ kann Grundlage genug für kultische Verehrungen sein. Bei den lesbisch-schwulen Filmtagen haben sich die Verantwortlichen auf diesen filmgeschichtlichen Fingerzeig geeinigt, um die Schauspielerin Elisabeth Flickenschildt in die glamouröse Hall of Fame szenischer Ikonen zu hieven. In der zweiteiligen „Camp“-Reihe wird ihr mit ihrem 61er-Streifen Eheinstitut Aurora gehuldigt, in dem sie ihre Pulp-Trümpfe voll ausspielt. Eine Entscheidung der bewußten Reduzierung: Große Augen und große Gesten in miesen Filmen – fertig ist die Grande Dame, deren aufgeschrecktes Konterfei auf sämtlichen Plakaten und Flyern des Festivals prangt wie ein Maskottchen.

Nach dem Zweiten Weltkrieg hatte Gustav Gründgens die ernsthafte Bühnen- und Filmschauspielerin in sein Düsseldorfer Ensemble geholt. Nach dessen Tod 1963 fand die Flickenschildt eine kurzweilige wie triviale Heimat in jenen deutschen Edgar-Wallace-Krimis, für die sie heute in einschlägigen Kreisen so geliebt wird. Sie spielte darin meist mysteriöse, schicksalergebene Frauenfiguren, welche allesamt unter den Möglichkeiten der Künstlerin lagen. Ein Mißverhältnis zwischen Rollenangebot und Können weist der zweite „Camp“-Reißer The Million Eyes of SuMuru nicht auf. In dem männerdissenden Exploitation-Opus von 1967 kämpfen der sinistre Klaus Kinski als schwuler Staatspräsident von Sidonesien und die sadistische Titelheldin (Shirley Eaton) mittels Kung Fu-Einlagen und fieser Doppelspionage um die Weltherrschaft. „Fuck good movies!“ macht's möglich! Oliver Rohlf

Eheinstitut Aurora: Sa, 17 Uhr, Neues Cinema; The Million Eyes of SuMuru: So, 22.30, Metropolis