: Die Preise für die letzte Reise
Hamburger Begräbnisspiegel sorgt für Transparenz bei der Bestattung ■ Von Gernot Knödler
„Fußgänger nur bei Grün die Straße betreten und weitergehen, auch wenn Rot leuchtet.“ Ein guter Rat am Fußgängerüberweg von der S-Bahn zum Ohlsdorfer Friedhof. Wer ihn mißachtet, landet schneller auf dem Gottesacker als ihm lieb ist, und das kann teuer werden: zwischen 3.900 und 20.400 Mark, wie Aeternitas, ein Verbraucherschutzverein für das Bestattungswesen in Hamburg ermittelt hat. Gestern stellte der nach eigenen Angaben 30.000 Mitglieder starke Verein seinen Hamburger Begräbnisspiegel „Preise für die ,letzte Reise'“ vor.
Bei insgesamt 40 Bestattern und 35 Friedhofsgärtnern hatte das dreiköpfige Vereinsteam einen Trauerfall vorgeschützt, um herauszufinden, wie gut die Hamburger Bestattungsunternehmen arbeiten und was ihre Dienste kosten. Ergebnis: Die große Mehrheit der Hamburger Bestattungsunternehmen arbeitet seriös. Allerdings nimmt sich nur ein Drittel ausreichend Zeit für das Trauergespräch. „Ein Fünftel sucht den schnellen Abschluß“, kritisieren die Tester. Mit detaillierten Gebührenaufstellungen hielten viele Firmen gerne hinter dem Berg. Hauptproblem: „Fast alle sagen Ihnen fast alles – nur in einer Terminologie, die Sie nicht verstehen“, so das Fazit von Aeternitas-Geschäftsführer Hermann Weber.
Der Begräbnisspiegel soll daher für Transparenz sorgen: Er zeigt, an welchen Stellen Kosten auf die Hinterbliebenen zukommen, nennt Preisspannen, enthält Checklisten, anhand derer die Gebühren für eine maßgeschneiderte Bestattung ermittelt werden können, sowie Tips und Adressen. „Menschen zu helfen, die in so einer Situation besonders hilflos sind, ist eine schöne Sache“, behauptet Weber.
Die HamburgerInnen haben die Wahl zwischen 15 öffentlichen Friedhöfen – wie zum Beispiel dem in Ohlsdorf oder dem Friedhof Altona – und 37 kirchlichen Friedhöfen. Diese verlangen Bestattungsgebühren von 250 Mark für ein anonymes Grab bis zu 1650 Mark für eine Erdbestattung im Wahlgrab, etwa in parkähnlicher Umgebung mit Öko-Wiese in der Nachbarschaft. In den Preisvergleich einbezogen werden müsse aber unbedingt, ob der jeweilige Friedhof Möglichkeiten zur Aufbahrung und Aufbewahrung der Leichname biete, weil andernfalls zusätzliche Kosten entstehen können.
Kirchliche Friedhöfe bevorzugen Kirchenmitglieder, lassen aber Ausnahmen in der Regel zu. Allerdings verlangen sie zum Teil „Andersgläubigenzuschläge“ zwischen 30 und 50 Prozent. Die Grabnutzungsgebühren bewegen sich im Vergleich aller Friedhöfe für erwachsene Verstorbene zwischen 450 und 2000 Mark für eine 20 bis 25jährige Ruhezeit.
Vier Fünftel des Preises für ein Begräbnis entfallen nach den Erkenntnissen von Aeternitas jedoch auf den Bestatter, den Grabstein und den Blumenschmuck. „Im Trauerfall einen Preisvergleich durchzuführen, erscheint heute vielen Menschen als taktlos“, weiß Geschäftsführer Weber. Bei Rechnungen von 2200 bis 9400 Mark allein für Leistungen des Bestatters lohne sich jedoch ein Preisvergleich. Denn das Begräbniswesen ist ein Geschäft. Allein in Hamburg werden damit nach Angaben von Aeternitas 250 bis 300 Millionen Mark im Jahr verdient.
Den Hamburger Begräbnisspiegel gibt es für fünf Mark im Verwaltungsgebäude des Friedhofs Ohlsdorf oder bei Aeternitas, Im Wiesengrund 57, 53639 Königswinter.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen