■ Zur Person Viorel Roman: Zigeuner isolieren?
Sag mir, wer dein Freund ist, und ich sage dir, wer du bist. Ein vielsagendes Sprichwort, das auch auf Viorel Roman zutrifft. „Lieber Vadim“, schreibt Viorel Roman in einem Brief an den Chef der extremistischen „Partei Groß-Rumänien“, „mein Glückwunsch für die 10 Gebote der rumänischen Politik oder die Proklamation der großrumänischen Partei“. An einer anderen Stelle des Briefes, der in der Bukarester Wochenschrift „RomÛnia Mare“ (Groß-Rumänien) Nr. 426/11.9.1998 veröffentlicht wurde, bekräftigt er noch einmal seine Solidarität mit Corneliu Vadim Tudor, den er gleichzeitig auch anläßlich seiner neuesten Publikation zur Buchpräsentation einlädt.
Das Buch (“Transilvania“ – dt. „Siebenbürgen“) ist im Bukarester Verlag „Europa Nova“ erschienen. Der Verlag gehört dem Ehrenvorsitzenden der ultra-ntionalistischen Massenorganisation „Vatra RomÛneasc“ (Rumänische Heimstätte), Josif Constantin Drãgan. Sowohl Tudor als auch Drãgan haben sich nach der Wende unermüdlich für die Rehabilitierung des militär-faschistischen Diktators Ion Antonescu eingesetzt. Der 1946 als Kriegsverbrecher hingerichtete Antonescu ist für den Tod von mehr als 400.000 rumänischen Juden verantwortlich.
In den von Roman begrüßten „10 Geboten der rumänischen Politik“ fordert Vadim Tudor, der sich gerne mit Antonescu vergleichen läßt, „die Isolation krimineller und asozialer Zigeuner“. Im Klartext also: Ghettoisierung. Tudor, zu dessen politischen Freunden auch der französische Nationalistenführer Jean Marie Le Pen gehört, tritt ganz offen für die Einführung einer auf mindestens zwei Jahre begrenzte Diktatur ein, um „mit eiserner Faust“ wieder „Ordnung und Disziplin“ herzustellen und das Land „radikal zu säubern“.
Der Lehrbeauftragte Viorel Roman (der in der Ceausescu-Zeit nach Deutschland emigrierte) präsentiert an der Uni Bremen eine „Einführung in die Kultur und Geschichte der Rumänen“. Wohlgemerkt: der Rumänen und nicht Rumäniens. Entsteht da nicht der Eindruck, in Rumänien leben nur noch Rumänen und keine anderen nationalen Minderheiten mehr? Keine Juden, keine Roma, keine Ungarn. Nur noch Rumänen. William Totok
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