Süssmuth wird keine CDU-Vize

Beim Kampf um den CDU-Vizeposten folgt Rita Süssmuth dem Vorbild Erwin Teufels und verzichtet auf eine Kandidatur. Baden-Württembergs Schavan tritt an  ■ Von Severin Weiland

Berlin (taz) – Die künftige Spitze der Christdemokraten im Bund nimmt Konturen an. Rita Süssmuth verzichtete gestern auf eine Kandidatur für das Amt der Vize-Bundesvorsitzenden der CDU. An ihre Stelle tritt die baden-württembergische Kultusministerin Annette Schavan. Mit Süssmuths Entscheidung sind die Chancen gestiegen, daß die Wahl zu den vier Stellvertretern auf dem CDU-Bundesparteitag am 7. November ohne größere Blessuren über die Bühne geht. Für die vier Posten treten neben Schavan erstmals auch der niedersächsische Landesvorsitzende Christian Wulff und der Ex-Verteidigungsminister Volker Rühe an. Spannend dürfte der Wahlgang von Norbert Blüm werden, der sich als einziger aus dem alten Vorstand der Wiederwahl stellt. Ihm war, insbesondere von jüngeren CDU- Abgeordneten, Kritik wegen seiner angeblich zu unbeweglichen Renten- und Sozialpolitik entgegengebracht worden.

Bereits am Donnerstag hatte der baden-württembergische Ministerpräsident Erwin Teufel dem nominierten Parteichef Wolfgang Schäuble einen Dienst erwiesen und seine Kandidatur für den Posten des Vizes zurückgezogen. Zwar bleibt Teufel als Ministerpräsident automatisch dem CDU-Präsidium mit vollem Stimmrecht erhalten. Doch als dann nur noch „kooptiertes Mitglied“ muß er damit rechnen, bei internen Auseinandersetzungen weitaus weniger Gehör zu finden als die gewählten Angehörigen des Präsidiums. Enttäuscht hatte Teufel, den Schäuble zum Verzicht gedrängt hatte, am Donnerstag seinen Rückzieher kommentiert. Er wolle, verkündete er pflichtbewußt, einem „erfolgreichen Start“ des CDU-Parteitages nicht im Wege stehen.

Anders als Teufel muß Süssmuth nun um einen Posten im Präsidium kämpfen. Als Vorsitzende der Frauen-Union ist sie ohnehin kooptiertes Mitglied im Bundesvorstand. Die CDU-Politikerin aber will in den engeren Führungszirkel. So wird sie als eine von bislang zehn Kandidaten für einen der zu wählenden sieben Posten im Präsidium antreten. Die Liste ihrer Konkurrenten ist hochkarätig: Darunter sind die Landeschefs von Hessen, Roland Koch, und Saarland, Peter Müller, der Vorsitzende der Jungen Union, Klaus Escher, der Ostdeutsche Arnold Vaatz.

Mit Ex-Frauenministerin Claudia Nolte, der Abgeordneten Maria Böhmer und Christa Thoben müßte sie sich gegen drei jüngere weibliche Konkurrentinnen durchsetzen. Möglicherweise könnte eine geschickte Parteitagsregie – Schäuble hat eine Mischung aus bewährten und neuen Spitzenleuten angemahnt – Süssmuth zur Wahl ins Präsidium bringen. Eine schlichte Tätigkeit unterhalb des CDU-Präsidiums ist bei Süssmuth schwer vorstellbar. Bislang gehörte sie der CDU in gehobenen Positionen an: Zunächst als Bundesministerin, dann als Bundestagspräsidentin. Bereits ihre Kandidatur für den CDU-Vizeposten hatte sie macht- und frauenpolitisch begründet: Hätte sie verzichtet, wäre dies „einer Ohnmachtserklärung der Frauen-Union“ gleichgekommen.