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„Sprechen Sie uns an!“

Hamburgs S-Bahn auf dem Weg zur Corporate Identity: Neue Uniformen sollen mehr Kundenfreundlichkeit demonstrieren  ■ Von Eberhard Spohd

Weg mit langweiligen Graublau, her mit neuen Farben: Mit einer „eigenständigen Unternehmensbekleidung“ für ihre Angestellten will die S-Bahn Hamburg GmbH neue, „sichtbare Akzente“ setzen. „Wir wollen optisch machen, was gedanklich dahintersteckt“, fabulierte gestern Peter Hofmann, Geschäftsführer des Verkehrsbetriebes. „Die neue Kollektion soll dem Kunden signalisieren: Wir sind für Sie da! Sprechen Sie uns an!“

Auf einem improvisierten Laufsteg, dem Gleis 3 des Hamburger Hauptbahnhofs, wurde das frisch geschneiderte Outfit für die 627 MitarbeiterInnen des Außendienstes präsentiert. Trotz des eher konservative Schnitts mutet die Kollektion frischer an als die alten Uniformen mit ihren gedeckten Farben – vor allem wegen der munteren Designs anthrazit und kirschrot, das sich leider ein wenig mit dem Verkehrsrot der neuen Triebwagen beißt. Der Herr wird mit Sakko, Weste und Hose ausgestattet, dazu gibt es ein passendes Hemd und eine kirschrote Krawatte mit weißen Punkten. Die Dame trägt einen Rock – hier stehen drei verschiedene Längen zur Auswahl. Ergänzt wird die Kleidung durch passende Accessoires.

Von Anfang an wurden die MitarbeiterInnen in die Gestaltung ihrer Kleider einbezogen. Ein eigens gegründeter Betriebsratsausschuß und ein repräsentativer Querschnitt – groß, klein, dick, dünn – der Belegschaft erarbeiteten zusammen mit einem Berliner Modeinstitut, was ein S-Bahn-Angestellter so braucht: „In die Taschen der Blousons zum Beispiel müssen die Unterlagen der Mitarbeiter passen“, erläuterete Katrin Fech, Pressesprecherin der S-Bahn, „und die Materialien müssen allerhand aushalten“. Wichtig sei auch gewesen, daß die Hemden den Junggesellentest überstanden: „Das Baumwollgemisch ist nahezu bügelfrei.“

Das Ziel, das sich die S-Bahn damit gesteckt hat, wurde voll erreicht: „Wir haben in der halbjährigen Probephase nur gute Erfahrungen gemacht“, erzählt Thorsten Krisch, Mitglied der 16köpfigen Trageversuchsgruppe. „Die Leute sind viel offener auf uns zugegangen.“ Den Triebfahrzeugführer überzeugte vor allem das herausnehmbare Futter der Blousons: „Da hat man im Sommer eine federleichte, aber schicke Jacke.“ In Hamburg ist man durchweg zufrieden mit der Kollektion, nun müssen Mailand und Paris erst einmal nachziehen.

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