: Gurke des Tages
Pünktlich zum Tag der Revolution – dem 1. November – hat Algerien einen Volkshelden mehr. Es handelt sich dabei um keinen Geringeren als den deutschen Formel-1-Piloten Michael Schumacher. Der sei algerischer Herkunft, titelte gestern die Tageszeitung al-Mudschahid. Laut dem Blatt des ehemaligen Einparteiensystems, das im Untertitel „Die Revolution für das Volk und durch das Volk“ predigt, müßte Schumacher von seinen Fans nicht Schumi, sondern Schufa genannt werden, denn „sein richtiger Name ist Faruk“.
Schumacher habe nämlich das Licht der Welt am 1. Januar 1969 nicht in Deutschland, sondern in Algerien erblickt. Und zwar in Blida, einem Ort, 30 Kilometer südlich von Algier gelegen, der, bevor er jetzt überraschend zu seinem berühmten Sohn kam, nur durch zwei Dinge auf sich aufmerksam gemacht hat: Während der französischen Kolonialzeit wurde dort die kleine kugelrunde Flasche für den Durstlöscher „Orangina“ erfunden. In den letzten sechs Jahren fiel der Name der „Rosenstadt“, wie Blida wegen seiner Blumenplantagen genannt wird, immer wieder im Zusammenhang mit grausamsten Anschlägen und Massakern.
Schumachers Mutter sei im Städtchen am Rande des Atlas mit einem gewissen Mahmud liiert gewesen. Frucht der Leidenschaft: Sohn Faruk und der wenig jüngere Hassan, heute ebenfalls algerischer Formel-1-Pilot. Die beiden seien mit ihrer Mutter „sehr jung nach dem Tod des Vaters nach Deutschland gekommen“. Dort hätte die Mutter Namen und Nachnamen ihrer Söhne geändert. Al-Mudschahid will die seltsame Geschichte beweisen können: Zum eine existiere eine Geburtsurkunde, zum anderen lebe eine Schwester von Schufa und Hassan noch immer in Blida. „Bleibt nur die Frage, ob Michael Schumacher weiß, daß er algerischer Herkunft ist, oder ob es ihm seine Mutter bis heute verschwiegen hat“, endet der Artikel. Reiner Wandler
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