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Annan auf Wüstentour

■ UN-Generalsekretär will den Konflikt um die Westsahara heute mit Charme beilegen

Algier (taz) – Kofi Annan ist die ständigen Verzögerungen im Friedensprozeß um die Westsahara leid. Heute reist der UN-Generalsekretär persönlich in die Konfliktregion, nachdem das eigentlich für Anfang Dezember vorgesehene Referendum über die Zukunft der von Marokko kontrolliertern ehemaligen spanischen Kolonie nun wohl erst Ende 1999 stattfinden kann. Die marokkanische Regierung und die Frente Polisario, die für die Unabhängigkeit des Landstrichs an der westafrikanischen Küste kämpft, können sich immer noch nicht über die Listen der Wahlberechtigten einigen.

Neben der marokkanischen Hauptstadt Rabat wird Annan deshalb die im westalgerischen Tindouf ansässige Exilregierung der von der Polisario 1976 ausgerufenen Demokratisch-Arabischen Republik Sahara (DARS) aufsuchen. Außerdem sind Besuche in El Aaiun, der Hauptstadt der besetzten Zone, vier Flüchtlingslagern der Sahrauis in Westalgerien sowie in Mauretanien und Algerien geplant.

Obwohl die zuständige UN- Mission, die Minurso, die Wähleridentifizierung Anfang September mit 147.350 Eingeschriebenen für abgeschlossen erklärte, möchte Marokko drei weitere Volksstämme mit insgesamt 65.000 Menschen zum Referendum anmelden. Weder die Minurso noch die Polisario sehen zwingende Gründe dafür. Jetzt wird Kofi Annan, so verlautet in diplomatischen Kreisen in Algier, einen Kompromiß vorlegen: Ab 1. Dezember soll eine zweite Identifizierung anlaufen; dabei erhalten die fraglichen 65.000 Menschen noch einmal die Möglichkeit, sich einschreiben zu lassen. Nach den bisherigen Kriterien der Registrierung von Abstimmungsberechtigten dürften die wenigsten von ihnen auf die Listen kommen, denn nur 600 Mitglieder der drei fraglichen Stämme sind im spanischen Zensus von 1974 aufgeführt, der als Grundlage für die Einschreibung dient, und nur 4.000 waren bisher davon überzeugt, eines der anderen vier UN- Kriterien zu erfüllen und sich bei den Erfassungsbehörden zu melden.

„Wir können mit einer neuen Registrierungsphase leben“, bekundet deshalb der Sprecher der DARS-Botschaft in Algier, Mohamed Slima. „Am 1. Dezember werden alle sehen, warum Marokko ständig versucht, das Referendum hinauszuschieben.“ Denn dann werden die Listen derer bekanntgegeben, die von den 147.350 Erfaßten tatsächlich wählen dürfen. „Das werden nicht mehr als 85.000 sein“, sagt Slima. Darunter seien fast alle der 40.000 in den Polisario- Flüchtlingscamps und Mauretanien Registrierten, jedoch nicht alle der in der Westsahara unter marokkanischer Kontrolle lebenden Menschen. Daher vermutet Slima: „Die Chancen für Marokko stehen beim Referendum schlecht.“ Der Polisario-Botschafter ist überzeugt: „Die UNO pokert mit Annans Besuch so hoch, daß sich die internationale Gemeinschaft einen endgültigen Abbruch des Friedensprozesses durch die Schuld Marokkos nicht leisten kann.“ Reiner Wandler

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