: Freihandel statt Moral
■ US-Gericht: Benachteiligung von Firmen wegen Handel mit Birma ist verfassungswidrig
Washington (IPS/taz) – US- und multinationale Konzerne, die mit Unterdrückungsregimen Geschäfte machen, dürfen in den USA nicht von öffentlichen Aufträgen ausgeschlossen werden. Das hat ein Bundesgericht in Washington entschieden. Das Urteil erklärt ein seit zwei Jahren im US- Bundesstaat Massachusetts geltendes Gesetz als verfassungswidrig, das Firmen den Zugang zu staatlichen Aufträgen erschwert, die mit dem Militärregime in Birma zusammenarbeiten.
Laut Urteil kollidiert das Gesetz mit den Kompetenzen der Zentralregierung. Die Staatsanwaltschaft in Massachusetts will den Schiedsspruch vom Obersten Gerichtshof prüfen lassen. Nach Ansicht des Rechtswissenschaftlers Bob Stumberg vom „Georgetown Law Center“ dürften nach diesem Urteil Bundesstaaten und Kommunen bei der Auswahl ihrer Handelspartner keine moralischen Bedenken mehr geltend machen, wenn dadurch der Außenhandel beeinträchtigt würde.
In den USA sind rund ein Dutzend sogenannter „selective purchasing laws“ erlassen worden, die Firmen durch den angedrohten Entzug von öffentlichen Aufträgen zwingen wollten, ihre Kontakte zu Unrechtsregimen abzubrechen. Diese Gesetze wurden vor allem in den 70er und den 80er Jahren mit Erfolg gegen US-Multis in Südafrika angewendet.
Der Handel mit Birma, wo eine Militärjunta die demokratische Opposition brutal unterdrückt, hat bis jetzt in mehr als 20 US-Bundesstaaten und Städten unter Strafe gestanden. Auch Geschäfte mit Nigeria, der Volksrepublik China und Kuba wurden geahndet. Der „National Foreign Trade Council“ (NFTC), eine Vereinigung der größten US-Firmen und Niederlassungen von Multis, ging nun erfolgreich gegen Massachusetts vor.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen