: Schlau mitversichert
■ Commerzbank und die italienische Generali-Versicherung verbandeln sich
Diskret, wie unter dunkelblau gewandeten Bankern üblich, haben die Commerzbank und die italienische Assicurazioni Generali S.p.A. ihr Geschäft eingefädelt: Sie geben jeweils für gut 1,2 Milliarden Mark neue Aktien aus und verkaufen sie einander. Damit ist die Generali künftig mit fünf Prozent an der Commerzbank beteiligt, umgekehrt halten die Frankfurter knapp 2,5 Prozent am italienischen Versicherungskonzern. Gestern abend hat der Aufsichtsrat der Commerzbank AG dem Handel offiziell zugestimmt.
Damit bleibt auch weiterhin aus, was sich Börsianer von der Commerzbank wünschen: Die viertgrößte deutsche Bank sei zu klein, heißt es, immer im Weltmaßstab gedacht. Ihr fehle ein Standbein im Versicherungsgeschäft, damit der derzeitige Trend zum Allfinanzkonzern nachvollzogen werde, und überhaupt drohe eine Übernahme durch Größere. Daß für eine solche Übernahme einige Dutzend Milliarden Mark nötig wären, ist für Aktienhändler kein logisches Hindernis, denken sie doch heutzutage in größeren Beträgen.
Die Commerzbank hat gezeigt, daß es eine Nummer kleiner auch geht. Mit dem neuen Partner hat sie nun Zugriff auf Produkte und Vertrieb der Aachener und Münchener Gruppe (AMB) – die gehört den Italienern – inklusive deren Tochter Volksfürsorge. Gleichzeitig kann sie die Zusammenarbeit mit der DBV-Winterthur-Versicherung beenden. Seitdem die Winterthur dem Bankkonkurrenten Crédit Suisse gehört, gab es dort Interessenkonflikte. Außerdem ist der neue Partner in Deutschland günstigerweise zwei- bis dreimal größer als die DBV.
Und wie öfter in letzter Zeit, es werden die Pläne der Deutschen Bank durchkreuzt: Deutschlands Größte wollte eigentlich die ehemals gewerkschaftseigene BfG-Bank kaufen. Hier ist sie nun von der Zustimmung der Commerzbank abhängig, weil deren neuer Partner AMB eine Sperrminorität an der Bank für Gemeinwirtschaft hält. Und ähnliche Probleme tun sich für die Deutsche Bank in Italien auf: Hier wollen Rolf Breuer und seine Vorstandskollegen von der Deutschen Bank bei der Banca Commerciale Italiana mitreden und sehen sich nun einem Zehnprozentanteil von Commerzbank und Generali gegenüber.
Bei all dem Fusionsgerede wird es nun interessant, ob das Grundkonzept des Allfinanzkonzerns überhaupt aufgeht. So richtig viele Versicherungsverträge hat bisher keine Bank an ihre Kundschaft verkauft. Haftpflicht- oder Lebensversicherungen suchen Bankkunden doch eher bei den traditionellen Häusern. Und mit den neuen billigen Direktversicherungen – Firmen ohne teure Vertreter und Filialen – kann weder eine Versicherungsbank noch eine Bankversicherung mithalten. Reiner Metzger
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