Grüne Frauen drängen an die Spitze

Zwei Frauen sollen die Partei lenken. Der Frauenrat schlägt Barbara Steffens als Nachfolgerin von Jürgen Trittin vor, Gunda Röstel soll in ihrem Amt bleiben. Die Entscheidung trifft der Bundesparteitag  ■ Aus Hannover Jürgen Voges

Zwei Frauen sollen künftig die Bündnisgrünen führen. Eine „weibliche Doppelspitze“ hat am Samstag in Hannover der Bundesfrauenrat der Partei verlangt. Das höchste Frauengremium der Grünen sprach sich dabei einstimmig für Barbara Steffens als Nachfolgerin des bisherigen Vorstandssprechers Jürgen Trittin aus. Der Frauenrat votierte auch für eine weitere Amtszeit der derzeitigen Bundesvorsitzenden Gunda Röstel.

Barbara Steffens ist bisher Landesvorstandssprecherin der Grünen in Nordrhein-Westfalen und erklärte in Hannover zunächst nur „grundsätzlich die Bereitschaft“, auf dem Bundesparteitag am 11. Dezember in Leipzig als Trittin- Nachfolgerin zu kandidieren. Auf einer Klausursitzung des Grünen- Landesvorstands in Nordrhein- Westfalen wollte sich die 36jährige gestern offenbar noch die Unterstützung des eigenen Landesverbandes für ihre Kandidatur zum Bundesvorsitz sichern.

Hauptthema des außerordentlichen Bundesfrauenrats war die Strukturreform der Partei, durch die der Grünen-Bundesvorstand auf dem kommenden Parteitag von jetzt neun Mitgliedern auf künftig fünf verkleinert werden soll. Als weitere Kandidatin für den neuen verkleinerten Bundesvorstand benannte der Frauenrat einstimmig Angelika Albrecht, die als frauenpolitische Sprecherin in das Gremium einziehen soll.

Der noch bis zum Parteitag in Leipzig amtierende Bundesvorstand hat in einem Vorschlag zur Strukturreform als Mitglieder des verkleinerten Vorstandes die beiden Bundesvorsitzenden, die SchatzmeisterIn, die BundesgeschäftsführerIn und als fünfte eine frauenpolitische Beisitzerin vorgesehen. Diese fünfte Position wollte nun der Frauenrat in Hannover allerdings von der Beisitzerin zur frauenpolitischen Sprecherin aufgewertet sehen.

Zum Auftakt des außerordentlichen Frauenrates blickten die fünfzig Delegierten aus den Landesverbänden durchaus mit Zorn auf die rot-grüne Kabinettsbildung in Bonn zurück. Die Tatsache, daß die Grünen nun mit zwei Männer und nur einer Frau im Bundeskabinett vertreten sind, nannte Angelika Albrecht zum Auftakt einen „Verstoß gegen die Mindestquotierung, die in der grünen Parteisatzung festgeschrieben ist“. Albrecht, die schon im jetzigen Bundesvorstand für Frauenpolitik zuständig ist, verlangte ein geschlossenes Auftreten der grünen Frauen. Sie müßten strömungsübergreifend in eine Richtung ziehen und sich auch frühzeitig mit Personalvorschlägen positionieren. Dabei solle jeweils eine Frau die Meinungsführerschaft in den beiden Parteiströmungen, den Realos und den Linken, erringen und andere Frauen nachziehen.

Diesen Vorgaben entsprachen dann die späteren Personalvorschläge des Frauengremiums. Barbara Steffens, die neben Gunda Röstel als zweite Parteivorsitzende vorgeschlagen wurde, rechnet sich der Parteilinken zu. Sie könnte diese Strömung als Vorstandssprecherin repräsentieren.