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Mit dem Einsatz der „Oceanic“ hätte die Ölpest vermieden werden können

■ Nur der Hochseeschlepper hätte die „Pallas“ rechtzeitig in einen Hafen schleppen können. Das Verkehrsministerium beharrte auf eigenen Schleppern

Peter Pueschel, Leiter der Meereskampagnen bei der Hamburger Umweltschutzorganisation Greenpeace, rauft sich die Haare. „Immer wieder“ sei es die „mangelnde Schlepperkapazität, die dazu führt, daß an sich unspektakuläre Schiffsunglücke in der Nordsee sich zu Katastrophen ausweiten“. Egal, ob beim großen Tankerunglück der „Braer“ im Jahr 1993 vor den Shetland-Inseln (80.000 Tonnen Öl ins Meer), 1996 bei der Strandung der „Sea Empress“ vor Wales (70.000 Tonnen Öl) oder jetzt eben bei der Havarie der „Pallas“ (40 Tonnen Öl): Die Ölpest, so Pueschel, hätte vermieden werden können, „wenn man frühzeitig zugkräftige Hochseeschlepper eingesetzt hätte“.

Einen Hochseeschlepper wie die „Oceanic“ beispielsweise. Die verfügt über satte 189 Tonnen Pfahlzug Schleppkapazität – genug, um einen 150.000-Tonnen- Tanker selbst bei widrigen Seeverhältnissen zu retten, sagt Klaus Meyer von der ÖTV-Abteilung Seeschiffahrt in Hamburg. Die Oceanic, hätte man sie unmittelbar nach dem Brand vor der Küste Dänemarks eingesetzt, hätte die Pallas sicher in den nächsten Hafen schleppen können, da sind sich Greenpeace, ÖTV und die Schutzgemeinschaft Deutsche Nordseeküste einig. Statt dessen jedoch wurden die mit nur 110 Tonnen Pfahlzug weitaus schwächeren Schlepper „Mellum“ und „Neuwerk“ ausgeschickt, deren Abschleppversuche kläglich scheiterten. Als die Oceanic mit mehrtägiger Verspätung losfuhr, war das Schiff längst in Flachgewässer abgedriftet und nicht mehr zu retten.

Warum? Die Oceanic ist im Gegensatz zu Mellum und Neuwerk kein bundeseigenes Schiff. Sie gehört der Hamburger Reederei Bugsier, die den Hochseeschlepper rund um die Uhr zur Verfügung hält, falls sich die Einsatzleitgruppe Küstenländer und Bund (ELG) in Cuxhaven – in der Schleswig-Holstein, Bremen, Hamburg, Niedersachsen, Mecklenburg-Vorpommern und das Bundesverkehrsministerium vertreten sind – für einen Einsatz entscheidet. Das kostet. „Wieviel, sage ich Ihnen nicht“, weigert sich Michael Donnermeyer, Sprecher des Bundesverkehrsministeriums. Experten zufolge handelt es sich jährlich um mindestens 7 Millionen Mark Charterkosten.

Weswegen das Bundesverkehrsministerium die Mietverträge der Oceanic in der Vergangenheit oft nur monatlich verlängern ließ. Und obwohl nach der Havarie der Pallas allen klar sein müßte, daß die Oceanic dringend gebraucht wird, ist nach Angaben des Bundesverkehrsministeriums unklar, ob der laufende Vertrag über den 31. Januar hinaus verlängert wird. Donnermeyer: „Wir haben eigene Schlepper.“ Wie tauglich die sind, hatte bereits 1994 eine Studie der Dasa in Bremen im Auftrag des Bundesverkehrsministeriums ermittelt: „Die Leistung der Mellum reicht bei einem Notfall nicht aus, um einen Havaristen sicher an den Haken nehmen zu können.“ Folglich bestehe „dringender Handlungsbedarf“.

Unklar ist, wer überhaupt die Lösch- und Bergungsarbeiten sowie die Umweltschäden im Wattenmeer bezahlen soll. Mindestens 2 Millionen Mark hat das Unglück bisher gekostet, sagt das Kieler Umweltministerium, Tendenz steigend. Allein die Hubinsel „Barbara“ kostet täglich 5.000 Dollar. „Der Reeder haftet“, stellt ÖTVler Meyer klar. Doch bei der Pallas dürfte es schwer sein, ihn zu belangen. „Solche Verfahren ziehen sich über Jahre hin.“

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