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: Rocker essen Staub auf!

■ „Turbo AC's“ am Dienstag im „Tower“. Eine prophetisch-diagnostische Vorhersagung

Während die geschätzte LeserIn diese Zeilen liest, vielleicht bei einer Tasse Kaffee mit Eisblumen am Fenster, befinden sich „The Turbo AC's“ irgendwo zwischen den bundesdeutschen Autobahnkreuzen auf der Suche nach einem kleinen Laden, von dem sie nur eine ungefähre Wegbeschreibung haben. Der Fahrer, Roadie, Tourmanager und Uni-Deserteur in einer Person, wird schwer genervt sein und viele Zigaretten rauchen. Abends werden sie rocken und die Nacht auf Isomatten im Zimmer eines Bekannten verbringen. Dienstag morgens werden sie aufstehen, auf der A1 nach Bremen touren und sich wahrscheinlich im Dschungel des Bahnhofsvorplatzes verfahren. Also müssen sie nach dem Weg fragen und schwere Dinge in den „Tower“ schleppen, soundchecken und lange rumsitzen, all das glamouröse Tourleben halt.

Fast jeden Tag verfahren sich hoffnungsvolle Bands unter der internationalen Flagge edler Selbstausbeutung in der Stadt, um es zu tun, das Gefühl zu haben, mitten drin zu sein, um Rock'n'Roll bis in den kalten Untergang zu predigen. Keine Jugendkultur-Organisation mit T-Shirt-Katalog, dafür sind die Protagonisten schon zu alt und dürfen Autos fahren. Sie müßten es besser wissen, aber aus taktischen Gründen tun sie so, als wären sie dumm und nehmen die Strapazen auf sich. Anderswo wird über Kulturförderung geplaudert, wenn künstliche Straßenmusiker in den Einkaufsghettos der Zukunft gemeint sind und man fragt sich, ob die entsprechenden Funktionäre schon mal von den „Ramones“ gehört haben. Sagt den Spacken, uns geht's gut, aber es gibt trotzdem zu viele Hafensänger in der Stadt und selten mag man sich noch auf ein Konzert freuen, wenn die Poster an den Wänden hängen und gerade deshalb sollte man den morgigen Feierabend mit einem Besuch bei den „Turbo AC's“ wirklich feiern.

„Baby, I'm built to last, I'm gonna live through an atom blast“. Fingerdicke Riffs und Referenzen an Tankstellen, Oktan und Speed pflastern ihre Songs, selten war Hochkultur so förderungswürdig simpel und genial.

„I can't lose and I'll never learn, I just sit back and watch 'em burn“. Niemals ist das treffender gesagt worden! Sänger und Gitarrist Calm Kevin Cole hat erlebt, was andere nicht mal ahnen und trägt die ehrliche Haut des Vorzeigerockers zur Schau. Zweimal haben sie bereits die Luft im Saal der Buchtstraße zum Bersten gebracht und die Hüter der Zapfhähne bis in den frühen Morgen reich und mächtig gemacht.

Bremen ist ihnen sowieso bereits hoffnungslos ausgeliefert.

„Live to win“ ist der Titel der neuen Tour – und nur die zähesten Typen touren im November: In verräucherten Clubs durchschwitzen und dann mit nassen Haaren in die Kälte ...

„The Turbo Ac's“ machen alles, wovor uns unsere Mütter gewarnt haben und sie kommen damit durch. „No Not Now!“ aus Oldenburg werden den Mob mit spitzen Gitarren auf Vordermann bringen. Zumindest wird man auch vor Ort von ihnen Notiz nehmen, wo sie im restlichen Bundesgebiet von den Kleingazetten bereits gefeiert werden. Gebt Gas! Metal kommt zurück im ganz großen Stil. La Paloma, ole', eat my dust !

Tommy Blank, Hafensänger aus Passion

„The Turbo AC's“ & „No Not Now“: 24. 11. Tower