: Der Patient Hochschule
■ Zwei Kandidaten für TU-Präsidentschaft erklären, wie sie die Uni führen würden
Die Unterschiede zwischen einem Krankenhaus und einer Hochschule sind so groß nicht. „Genauso wie ein Patient, der sich in therapeutischer Behandlung befindet, muß auch die Uni über sich nachdenken“: Der Mann, der das gestern in der Technischen Universität Hamburg-Harburg (TUHH) erklärte, möchte zum Vordenker dieses Prozesses werden. Marcel Bahro, Psychiater, Psychotherapeut und Leiter der Gerontropsychiatrischen Abteilung der Uniklinik in Bern, bewirbt sich um die Nachfolge von TU-Chef Hauke Trinks, dessen Amtszeit im März 1999 endet. Wie sein Konkurrent Christian Nedeß präsentierte er sich dem Kollegium und den Studierenden.
„Als Präsident würde ich mich vor allem als Vermittler und zentrale Anlaufstelle sehen“, so der 49jährige. Die Uni müsse sich mehr an den Studierenden orientieren und stärker an die Öffentlichkeit gehen, erläuterte er und ließ eine muntere Reihe lateinisch-englischer Wortschöpfungen in seinen Vortrag kullern. Von „Co-opetition“ war die Rede, einer wünschenswerten Mischung aus Ko-operation und Wettbewerb zwischen den Unis, und von „Entrepreneurship“, was nichts anderes ist als – auch förderungswürdige – Existenzgründung. Zwar sei er „kein Ingenieur“, aber er verstehe etwas von Management, erklärte Bahro.
So sinnvoll ein solcher Blick von außen für die TU auch sein mag: Der Mediziner dürfte es schwer haben, wenn Senat und Konzil im Januar endgültig auswählen. Sein Konkurrent Christian Nedeß ist seit 16 Jahren Professor an der Hochschule und hatte bei der gestrigen Vorstellung spürbar Heimvorteil. „Liebe Kollegen“, begrüßte der 54jährige die Anwesenden, bevor er erklärte, wie er sich eine Präsidentschaft vorstellt an der Hochschule, „die Teil meines Lebenswerks ist“.
Die Studiengänge müßten flexibler werden, erläuterte das Präsidiumsmitglied des Verbandes Deutscher Ingenieure. Gemeinsam mit Verbänden und Firmen möchte er für die TUHH werben, denn momentan gibt es mehr Studienplätze als Bewerber. Und damit die Lernwilligen sich nicht langweilen, müßten die Vorlesungen abwechslungsreicher werden – ein Vorgang, für den auch Nedeß einen englischen Begriff parat hat: „Computer integrated learning“. juw
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