: Vom Regen in die Traufe
■ Als die großen Banken endlich auf die Krise in Asien reagierten, leiteten sie einen Teil der Kredite nach Rußland um. Deutsche Geldhäuser greifen die Spitzenposition der Japaner an
Basel (AP) – Die Banken der Industrieländer haben sich im ersten Halbjahr panikartig aus den Schwellenländern Asiens zurückgezogen. Trotz zunehmender Spannungen pumpten sie gleichzeitig aber nochmals neues Geld nach Rußland. Dies geht aus der jüngsten Statistik der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) in Basel hervor.
Damit stellt die „Bank der Zentralbanken“ ihren privaten Kollegen ein wenig schmeichelhaftes Zeugnis aus. Als die Währungen in Asien längst ins Schleudern gekommen waren, verstärkten die westlichen Großbanken die Krise und stellten ihre zuvor freigiebig vergebenen Kredite in Frage. Sie bauten ihre Forderungen im ersten Halbjahr diesen Jahres um 52 Milliarden Dollar ab. Die nun vorliegenden Zahlen der BIZ für das zweite Quartal zeigen zudem, daß sich der Rückzug auch auf andere Regionen übertragen hat. Die Vergabe neuer Kredite an lateinamerikanische Länder kam zum Stillstand, nachdem diese im ersten Quartal noch neue Mittel von 15,6 Milliarden Dollar erhielten.
Dorthin dagegen, wo die Lage wirklich desolat war, floß das Geld unverdrossen – nach Rußland. Das Engagement der Banken der Industrieländer in ganz Osteuropa wurde in der ersten Hälfte des Jahres nochmals um 2,7 Milliarden Dollar ausgebaut. Erst nach Beginn der Krise in Rußland im August kam der Geldfluß zum Stillstand. Danach sei eine massive Kapitalflucht in sichere Häfen zu beobachten gewesen. Dieser „Herdeneffekt“ wird nach Ansicht der BIZ immer stärker.
Ein wenig Licht im Bericht können allenfalls die Deutschen sehen: Ihr Anteil am internationalen Kreditgeschäft stieg auf 17 Prozent aller Bankenforderungen und stellte damit die Vormachtposition der japanischen Banken mit einem Marktanteil von noch 19 Prozent in Frage. Der jüngste Zuwachs der Bedeutung der deutschen Geldhäuser betraf laut BIZ zudem weniger heiße Kredite als bodenständige Wertpapiere.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen