: Strömung am Rotorenblatt
■ Lübecker Windmühle soll Energiemarkt im Sturm erobern
Sie ist mehr als 68 Meter hoch, wiegt 60 Tonnen, hat einen Rotordurchmesser von 62 Metern und kommt aus Lübeck. Die „DeWind 62“, das jüngste Kind des Lübecker Windanlagenherstellers DeWind, schickt sich an, den weltweiten Windenergiemarkt im Sturm zu erobern. Die Ein-Megawattanlage aus der Hansestadt arbeitet „als einzige ihrer Klasse“ mit variabler Drehzahl und besonderen Rotoren, sagt Geschäftsführer Hugo Schippmann.
Die Rotorblätter können in Sekundenschnelle ihre Stellung zum Wind verändern, bei starken Böen also gewissermaßen ausweichen. „Dadurch bleibt die aerodynamische Strömung am Rotorblatt und reißt nicht einfach ab. Deshalb läuft eine solche Anlage leiser als eine mit starren Rotorblättern“, erläutert Schippmann. Daneben weist die DeWind 62 noch eine weitere Besonderheit auf. Ihr Generator ist unabhängig von der vom Stromnetz vorgegebenen Drehzahl. Dadurch läßt sich der Wind auch bei niedrigen Geschwindigkeiten effektiver nutzen.
Daß sich das 1995 gegründete Unternehmen in Lübeck niederließ, verdankt die Hansestadt übrigens ihrer Lage an der Ostsee. „Wir rechneten von Anfang an mit dem Off-Shore-Geschäft, denn Windparks auf hoher See haben unserer Ansicht nach Zukunft“, sagt Schippmann. Deshalb habe man einen Standort mit direktem Wasseranschluß gesucht.
In den Werkhallen an der Trave werden zur Zeit rund zwei Anlagen pro Woche gefertigt, schon im Frühjahr sollen es mehr werden. Doch für die Entwicklungsingenieure von DeWind ist das kein Grund, sich auszuruhen. Spätestens im April 2000 soll eine Drei-Megawatt-Anlage vorgestellt werden, der Prototyp für die erste Off-Shore-Anlage aus Lübeck.
Eva Maria-Mester
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen