: Flaggen hissen zum Welt-Aids-Tag
Gesundheitssenatorin Roth ruft zur Solidarität mit Aidskranken auf ■ Von Heike Haarhoff
Amor schwebt durch die Lüfte und sendet Liebespfeile zur Erde, genauer gesagt gezielt auf eine Frau, die vor einem Kondom liegt. „Besser drauf“, steht darauf, und Hamburgs Gesundheitssenatorin Karin Roth (SPD), die gestern anläßlich des heutigen Welt-Aids-Tags zur Solidarität mit den weltweit 30 Millionen HIV-Infizierten aufrief, überlegte mit Blick auf Amor und das Aids-Präventionsplakat ihrer Behörde, „welches Geschlecht Engel eigentlich haben“. „Männlich“, wußte Hamburgs Aids-Pastor Rainer Jarchow, „im Alten Testament jedenfalls“.
Wie auch immer, Karin Roth findet ihre neue Präventionskampagne, die ab Januar an zahlreichen Litfaßsäulen hängen und vor allem Jugendliche zum Safer Sex anhalten soll, gelungen. Denn einen Grund zur Entwarnung gebe es nicht.
Zwar sei die Zahl der jährlichen HIV-Neu-Infektionen in Deutschland gegenüber Ende der 80er Jahre zurückgegangen. Rund 2500 Menschen in Deutschland infizierten sich jährlich neu, 250 davon in Hamburg. Insgesamt sind nach Angaben des Robert-Koch-Instituts in Deutschland 50.000 bis 60.000 Menschen mit HIV infiziert worden. 17.000 Aids-Erkrankungen bundesweit sind bekannt, 11.000 Aidskranke sind gestorben. Zwar gebe es inzwischen Medikamente, die das Leben mit der Immunschwächekrankheit verlängerten und erträglicher machten. Aber: „Aids ist immer noch nicht heilbar.“ Das aber werde von vielen verdrängt.
Roth will deswegen weiterhin das „Bewußtsein über die Gefahr der Krankheit“ schärfen, vor allem bei den Jugendlichen: 151 Menschen, die sich im Alter zwischen 15 und 19 Jahren infiziert haben, sind allein den Hamburger Behörden bekannt. Und so lautet denn auch das Motto des diesjährigen, elften Welt-Aids-Tags „Impulse für den Wandel: Welt-Aids-Kampagne mit jungen Menschen“.
Pastor Jarchow als Vertreter des Hamburger Arbeitskreises Aids erinnerte daran, daß „Aids auch immer ein Indikator für die wirtschaftliche und soziale Situation von Menschen“ ist. „Die neuen Therapien“, lobte Jarchow, „helfen vielen“. Allerdings komme nur die Hälfte der Kranken in ihren Genuß. Die andere Hälfte – Jarchow erinnerte an HIV-infizierte Gefangene, illegale MigrantInnen, Stricher, Beschaffungsprostituierte – „lebt oftmals unter Bedingungen, die es unmöglich machen, 30 Tabletten täglich, verbunden mit Mahlzeiten, zu nehmen“.
Als Zeichen der Verbundenheit hißten Roth und Jarchow anschließend vor dem Hamburger Gesundheitsamt erstmals eine Fahne mit der roten Aids-Schleife.
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