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Höschensammler

■ Der Take-That-Saboteur und Mädchenschwarm Robbie Williams erzählt schlüpfrige Anekdoten

Da ist er wieder, der Klassenclown der Musik-Unterhaltung: Robbie Williams, einstiger Drogennehmer, Höschensammler und der vielleicht vorlauteste Schwätzer im Popgeschäft überhaupt. Er lebt jetzt gesünder als früher, verkauft locker mittelgroße Hallen aus und denkt viel mehr nach als beispielsweise noch vor einem Jahr. Läuft demnach alles rund im Staate Mädchenschwarm! So Williams über Williams.

Auch im dritten Jahr seiner erkämpften Selbständigkeit als Künstler und Mensch benimmt sich der Mann wie ein Mime mit fester Rollenzuschreibung. Überall, wo der Take That-Saboteur auftaucht, schalten Zeitgeistler und andere Tratschverliebte ihre Mikrofone auf „Aufnahme“, weil sie hinter jedem Muskelzucken des früheren Vortänzers den neusten Spruch über Gary Barlow oder einen schlüpfrigen Schwank von der letzten heißen Nacht mit dem einen der vier All Saints-Mädels vermuten. Das Leben, so scheinen sich alle einig geworden zu sein, gebiert sich hier wie eine Aneinanderreihung seichter Anekdoten im Softporno-Format.

Williams weiß darum, versprüht seine Sex-Vibes entsprechend großzügig und wird obendrein nicht müde, seinen eigenen Stellenwert im Showgeschäft wortgewaltig zu untermauern. Rundum der Böse unter den Braven. „Das wichtigste Popalbum des Jahres“ soll sein zweites Album I've been expecting you werden. Gut gebrüllt, Popper! Fragt sich nur, für wen. In erster Linie wohl für diejenigen, die in Williams als Dauerbrenner investiert haben, um mehr aus ihm zu machen als so ein laues After-Boygroup-Wölkchen wie Marc Owen, dem einstigen Super-Darling von Take That. Daß Williams- wahrer Neid sich eigentlich gegen seinen damaligen Chef Gary Barlow richtet, konnte und wollte Robbie nicht verheimlichen.

Ein wenig erinnert er da an Andrew Ridgeley, dem zweiten Wham!, der an der Gitarre. Der tratschte nach dem Split mit George Michael auch, was das Zeug hielt, spielte eine kurze Zeit den Formel-Eins-Fahrer und nahm zudem noch ein mieses Soloalbum auf. Und genau darin unterscheidet sich die Stimmungskanone Williams von Ridgeley, dem Verlierer. Der Brite unterhält andere so gut dank des richtigen Personals, das ihm zur Seite steht. Neil Tennant von den Pet Shop Boys half bei „No regrets“ aus, und für die umwerfend gute Single „Millennium“ lieh sich der Fuchs ein altes James-Bond-Sample von Filmkomponist John Barry aus.

Die Botschaften seiner Songs schließen sich dieser wohlfeilen Konsensbildung an und bleiben auch weiterhin im Bereich mittelleichter Verständlichkeit: Sich-Freimachen, Klug-werden und Robbie Williams-Hören. Und das ist ernst gemeint. Oliver Rohlf

mit Supernaturals: So, 6. Dezember, 20 Uhr, Große Freiheit

Das Konzert ist bereits ausverkauft!

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