: Exxon und Mobil müssen mit Kartellwächtern rechnen
■ Durch die Fusion der Ölfirmen entstünde der einst zerschlagene Konzern Rockefellers neu
Washington (AFP) – Der längst begrabene Erdölmagnat John Rockefeller würde seinen Augen nicht trauen: Fast neunzig Jahre nach der Zerschlagung seines Imperiums Standard Oil durch die Kartellbehörden schicken sich die beiden wichtigsten Nachfolgegesellschaften an, zum weltgrößten privaten Ölkonzern zu fusionieren.
Auch ohne den berühmten Präzedenzfall dürfte der geplante Zusammenschluß von Exxon und Mobil die Wettbewerbshüter auf den Plan rufen. In manchen Bundesstaaten im Nordosten der USA kontrollieren die beiden Unternehmen bis zu 40 Prozent der Tankstellen. Und in den USA reagieren die Verbraucher nicht minder empfindlich auf Erhöhungen der Benzinpreise wie hierzulande.
Für die Verwirklichung der Fusionspläne spricht, daß die internationale Konkurrenz bei Bohrung und Erkundung vergleichsweise breit gestreut ist. Auch nach der Fusion würden sie nach den staatlichen Ölkonzernen Saudi-Arabiens und Irans nur auf Platz drei rangieren. Zudem genehmigte die US-Bundesbehörde FTC zuletzt die – inzwischen abgeblasene – Zusammenarbeit von Texaco und Royal Dutch/Shell und signalisierte auch grünes Licht für die Übernahme von Amoco durch BP.
Anders sieht es bei der Veredelung des Rohöls aus. In den USA kontrollieren Exxon und Mobil zusammengerechnet 14 Prozent des Raffineriegeschäftes. In Bundesstaaten wie Louisiana, Texas oder Kalifornien könnten sie mit ihrer Marktmacht von unabhängigen Tankstellenpächtern mehr Geld verlangen. Analysten gehen deshalb davon aus, daß beiden Firmen auf Geheiß der Kartellwächter Unternehmensbereiche werden abstoßen müssen. Dies werde auch das Benzin- und Motorenölgeschäft in Europa betreffen.
Neben der US-Bundeskartellbehörde und der Europäischen Kommission haben auch die US- Einzelstaaten die Möglichkeit, gegen die Fusion vorzugehen. Dabei könnte neben der Sorge um höhere Benzinpreise auch der Jobabbau eine Rolle spielen. Exxon und Mobil kündigten am Dienstag abend offiziell die Streichung von 9.000 Stellen an. Analysten wie George Gaspar von Robert W. Baird Co. rechnen sogar mit der Einsparung von doppelt so vielen Arbeitsplätzen.
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