piwik no script img

Sie wollen alles und bieten nicht viel

■ Vier Männer von zwei Seiten, die am Montag beim Bündnis für Arbeit aufeinandertreffen

Der Mann mit der Havanna-Zigarre ist schon zum zweiten Mal beim Bündnis für Arbeit dabei: Klaus Zwickel. Er spricht gerne vom „Ende der Bescheidenheit“ und warnt, das Bündnis für Arbeit als „Allheilmittel“ anzusehen. 1999 will seine IG Metall 6,5 Prozent mehr Lohn sehen. Selbstsicherheit ist für Zwickel kein Fremdwort. Vom Bündnis für Arbeit erhofft er sich eine „neue Reformbewegung“, schließlich gehe es darum, „das Übel der Gesellschaft an der Wurzel zu packen“.

Auf ein Treffen ohne Folgen kann Dieter Schulte verzichten. Der DGB-Chef geht davon aus, daß so schnell wie möglich eine Begrenzung von Höchstarbeitszeit und Überstunden vereinbart wird. Dafür werden die Gewerkschaften beim Bündnis „konstruktiv, mit Ideen und eigenen Beiträgen mitwirken“. Von den Arbeitgebern verlangt er, mehr auszubilden. „Und wenn sie dies nicht freiwillig tun, dann werden wir und dann muß vor allem der Gesetzgeber Druck machen.“

„Es kann keine Garantie zur Schaffung von neuen Arbeitsplätzen oder auch nur über den Bestand vorhandener Arbeitsplätzen geben“, meint Hans Peter Stihl, der Präsident des Deutschen Industrie- und Handelstages. Auch seien Lohnforderungen von 6,5 Prozent „kein vertrauensbildendes Signal“. Stihl will sich auf gar nichts mehr einlassen. Beim Bündnis für Arbeit könne es sich nur um eine pädagogische Einrichtung mit dem Zweck wirtschaftspolitischer Aufklärung handeln, sagte er.

Als der Chef des Bundes Deutscher Arbeitgeber, Dieter Hundt, 60 wurde, witzelte er mit Norbert Blüm über die Renten. Der Tisch, an dem das Bündnis ausgehandelt wird, steht für ihn „auf einem schiefen Bein“. „Es ist widersinnnig, die Lohnpolitik auszuklammern“, sagte er vor einer Woche. „Natürlich kann man im Kanzleramt keine Tarifverträge machen, aber man braucht verbindliche Grundlagen zwischen den Tarifvertragsparteien unter dem Schirm der Bündnisgespräche.“

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen