: Umweltfreundliche Warmduscher
■ Umweltschutz in Sportvereinen hilft nicht nur der Natur, sondern freut auch den Kassenwart
„Der Geschäftsführer hätte nie gedacht, wieviel er damit sparen kann“, frohlockt Ralf Thielebein, seit 1997 hauptamtlicher Umweltschutzbeauftragter der Hamburger Turnerschaft von 1816 (HT 16). Die Ergebnisse des Modellprojekts UMBIT (Umweltmanagement und -bildung im Turnverein) sind nach anderthalb Jahren erstaunlich: Wasserhähne, Duschköpfe und Toilettenspülungen sprudeln nicht mehr so üppig, ein Mini-Blockheizkraftwerk im Keller und eine Solaranlage auf dem Dach erzeugen Energie, und in der Restmülltonne landen 40% weniger Abfälle. Die prellballspielenden Senioren in der Turnhalle wärmt inzwischen eine gasbetriebene Strahlungsheizung statt einer gigantischen Luftheizungsanlage. Mit diesen Maßnahmen spart der 8000 Mitglieder zählende Verein in Zukunft 60.000 Mark im Jahr an Strom-, Wasser- und Abfallkosten – und die Umwelt muß wesentlich weniger CO2, Abwasser und Müll verkraften.
Thielebein ließ sich allerhand einfallen, um die Mitglieder zum Mitmachen zu motivieren: „Den Kindern hat es großen Spaß gemacht, den Durchfluß mit und ohne Wassersparer zu vergleichen und öffentliche Mülltonnen zu bemalen.“ Das große Sommerfest wurde mit dem Motto „Vereint für Sport und Umwelt“ gefeiert. „Und ein besonderer Erfolg war eine Fahrradstaffel durch Deutschland zum Deutschen Turnfest in München“, freut sich der grüne Ingenieur.
In zwei Wochen, wenn das Projekt ausläuft, wird er seine Arbeit beim HT 16 beenden. Damit die guten Vorsätze nicht gleich in Vergessenheit geraten, hat der Profi-Umweltschützer vorgesorgt: „Ein ehrenamtlicher Umweltausschuß tagt inzwischen regelmäßig, und als erster deutscher Sportverein will die HT 16 den Umweltschutz in der Vereinssatzung verankern.“
Die Hauptförderer von UMBIT, die „Bundesstiftung Umwelt“, die „Save Our Future Umweltstiftung Hamburg“ sowie der Deutsche Turnerbund (DTB), hoffen nach dem großen Erfolg des Modellprojekts auf zahlreiche Nachahmer. Auch kleinere Vereine könnten mit geringen Investitionen sehr viel für die Umwelt und die eigene Kasse tun. Der Einsatz lohnt sich schnell, bei den Wassersparern beispielsweise schon nach einem halben Jahr.
Außerdem werden umweltschonende Maßnahmen vom Hamburger Sportbund (HSB) großzügig unterstützt. „Bis zu 50% Zuschüsse oder Darlehen können die Vereine erhalten“, verspricht Jan Schütte, Pressesprecher des HSB. Vielleicht gibt es ja unter den 24 Millionen Bundesbürgern, die in Vereinen Sport treiben, doch ein paar, die dem guten Beispiel des HT 16 folgen werden. Zum Wohle der Natur, aber auch des eigenen Vereins.
Ralf Willinger
Interessierte Sportler erhalten bei der HT 16 (Tel. 25 17 49 55) oder beim DTB in Frankfurt (Tel. 069/67 80 11 23) weitere Informationen zum Thema „Sport und Umwelt“.
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