piwik no script img

■ Vier deutsche Literaturkritiker bereisen das ElsaßDie Jury

Vier deutsche Literaturkritiker waren einmal gemeinsam im Elsaß unterwegs. Abends nahmen sie Quartier in einem ländlichen Gasthof, aßen sehr gut und fragten schließlich den Wirt augenzwinkernd nach einem Lokal, in dem „Amüsement“ geboten werde.

„Ach so, Sie meinen Striptease!“ antwortete der Wirt. Dann beugte er sich etwas vor und fügte leise hinzu: „Das können Sie bei uns auch haben. Meine Tochter...“, und er blickte über seine Schulter hinweg zu dem hübschen Mädchen hinterm Tresen, „meine Tochter macht das sehr gut!“

Die Herren sahen sich kurz an, grinsten, packten ihre Flaschen und Gläser und wurden ins Nebenzimmer geführt. Schon bald darauf kam das Mädchen herein, grüßte die Herren freundlich, lächelte und begann unverzüglich und ohne irgendwelche tänzerischen Umwege sich zu entkleiden. Restlos! Auch Socken und Turnschuhe zog sie aus.

Was für eine Pracht! Das Weib war bildschön! Sie drehte sich noch ein paarmal, linksherum, rechtsherum, trat dann vor die Herren hin und blieb so stehen. Sicherlich wartete sie auf eine Bezahlung, was sonst.

Die Kritiker aber wendeten keinen Blick von ihr. „Donnerwetter! Donnerwetter!“ murmelte einer. Ansonsten blieb es eine ganze Weile still.

Schließlich stand der Älteste auf. „Ist Ihnen denn nicht kalt?“ „Nein, Monsieur.“ „Aber Sie müssen doch frieren!“ setzte er nach, denn es war wirklich ziemlich kühl in dem ungeheizten Raum. Das Mädchen antwortete ihm mit einer Gegenfrage: „Frieren Sie im Gesicht?“ Als der Kritiker das verneinte, hob sie die rechte Hand, legte die Linke auf die Hüfte und sprach: „Und ich, bin ich nicht am ganzen Körper ein Gesicht?“

Die vier Kritiker stutzten zunächst, dann begannen sie zu strahlen. „Große Klasse! Ganz, ganz große Klasse!“ Tosender Applaus im Nebenzimmer! Das Mädchen bekam auf der Stelle einen Literaturpreis. Ihr Vater auch einen. Herbert Pfeiffer

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen