: Neue Bomben auf Bagdad Saddam: Kampf bis zum Sieg
■ Dritte Angriffswelle gestern abend. Saddam Hussein hält Durchhalterede im Fernsehen. Rußland ruft seine Botschafter aus Washington und London zurück. Joschka Fischer appelliert, „möglichst schnell“ mit den Bombardierungen aufzuhören
Bagdad/Washington (AFP/dpa/taz) – Die USA und Großbritannien setzen ihre Luftangriffe auf den Irak fort. Die zweite massive Angriffswelle mit Bombern, Marschflugkörpern und britischen Tornados in der Nacht zum Freitag richtete nach amerikanischer Darstellung „bedeutenden Schaden“ an den Kommando- und Kontrollstrukturen und den Luftabwehrkapazitäten des Irak an. Nach irakischen Angaben wurden mindestens 33 Menschen getötet.
Am gestrigen frühen Abend meldete sich der irakische Diktator Saddam Hussein mit einer Fernsehansprache voller Durchhalteparolen zu Wort: „Bei Gott – wir werden keine Kompromisse eingehen.“ Er wolle „den Sieg erringen, den wir verdienen“, forderte Araber und Iraker zum Widerstand gegen die Aggressoren auf und schloß mit den Worten: „Lang lebe der Irak! Lang lebe Palästina!“ Kurz darauf legte der Saddam-Vize Tarik Asis in einer Pressekonferenz nach: Die USA und Großbritannien begingen eine „kriminelle Aggression gegen den Irak, die Muslime und die Vereinten Nationen“. In seinen offenbar vor allem auf die arabische Öffentlichkeit gezielten Äußerungen sprach er von einer „verbrecherischen zionistischen, kolonialistischen und imperialistischen Aktion“. Noch während der Pressekonferenz ertönten in Bagdad erneut die Luftschutzsirenen. Zugleich lief die dritte Angriffswelle von Amerikanern und Briten an. In einer Pressekonfernz im Pentagon kündigte der US-Verteidigungsminister William Cohen an, es sei kein Ende der Schläge gegen den Irak abzusehen. Bisher liefen die Aktionen „ganz gut“.
Laut einem Bericht der New York Times haben die USA es bisher sorgfältig vermieden, mutmaßliche Anlagen zur Produktion chemischer und biologischer Waffen anzugreifen. Die US-Regierung habe die Zerstörung solcher Anlagen zwar zum Ziel erklärt, das Pentagon habe diese jedoch nicht unter Beschuß nehmen lassen, um nicht die Freisetzung gefährlicher Substanzen zu riskieren, die Zivilisten töten könnten. William Cohen hatte sich ähnlich geäußert. Dagegen sagte der Sprecher des Nationalen Sicherheitsrats der USA, man habe auf „Anlagen für chemische, biologische und nukleare Waffen sowie auf Raketenwerke“ gezielt.
Rußland und China unterstrichen erneut ihre kritische Position. Moskau rief in der Nacht seine Botschafter aus Washington und London zu Konsultationen zurück. Der Kreml bestätigte, daß russische Marine und Luftstreitmacht in erhöhte Bereitschaft versetzt worden sind. Präsident Boris Jelzin betonte aber, Moskau wolle keinen Abbruch der Beziehungen zu den USA und Großbritannien.
Bundesaußenminister Joschka Fischer unterbrach wegen der Irak-Krise seine Reise durch 14 EU-Hauptstädte. Er sprach sich für ein „möglichst schnelles“ Ende der Bombardements aus. Tagesthema Seiten 2 und 3, Bericht Seite 4
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