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„Rote Flora bleibt“

■ AktivistInnen des Stadtteilzentrums empören sich über Artikel in der Mopo

Es ist müßig, sich an den Phantasien anderer Menschen abzuarbeiten. Doch werden Lügen nur oft genug wiederholt, werden sie geglaubt. Davon ist das Plenum des Stadtteilzentrums „Rote Flora“ am Schulterblatt überzeugt. Um dem entgegenzusteuern, sahen sich die RotfloristInnen nun veranlaßt, auf einen Artikel in der Hamburger Morgenpost vom Wochenende zu reagieren. In dem war der Flora die Verantwortung für soziale Probleme im Schanzenviertel zugeschoben worden.

Zwar konstatierte der Autor, daß es um die Flora in den vergangenen Monaten ruhig geworden ist. Das bewertete er aber nicht etwa als Zeichen dafür, daß das Zentrum im Stadtteil integriert und akzeptiert ist, sondern als „Ruhe vor dem Sturm“. Denn dem sozialen Umfeld der Flora entwachse ein „hohes Gewaltpotential“: Überfälle auf Polizisten, Ladendiebstähle und Zerstörungen seien an der Tagesordnung. Rollkommandos würden im Auftrag der Flora allabendlich Scheiben einwerfen.

Daß die RotfloristInnen dazu überhaupt Stellung nehmen, scheint zwar absurd, ist ihnen angesichts der medialen Darstellungen jedoch ein dringendes Anliegen. Immerhin seien sie stets um gute Nachbarschaft mit den anderen Bewohnern des Schanzenviertels bemüht. Außerdem rücken sie die Verantwortlichkeiten für die Hamburger Drogenpolitik zurecht. Die Mopo hatte suggeriert, die Flora ziehe Junkies ins Viertel, weil hinter dem Gebäude ein kleiner Bretterverschlag die Möglichkeit zum windgeschützten Drogenkonsum bietet. Doch „für die verfehlte Drogenpolitik ist einzig und allein der Hamburger Senat und die Bundesregierung verantwortlich“, meinen die FloristInnen und fordern die Freigabe illegaler Drogen.

Die Boulevardzeitung hatte in ihrem Artikel außerdem angedeutet, daß der Chef des Altonaer Bezirksamts, Uwe Hornauer, die Flo-ra im kommenden Jahr räumen lassen könnte. Auch dazu haben die FloristInnen eine klare Position: „Rote Flora bleibt.“ Elke Spanner

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