: Es hat sich ausgefrühstyxt
■ Juhu? Schade? Kultcomedy von Radio FFN wird eingestellt
Die boshaft-skurrile Rundfunk-Pirsch des „Kleinen Tierfreundes“ durch Niedersachsens Fauna und Flora ist zu Ende. Auch „Günther der Treckerfahrer“ poltert nun nicht mehr gegen Land und Leute zwischen Harz und Heide. Mit der letzten Sendung der Kult-Comedy „Frühstyxradio“ beim Privatsender ffn in Hannover wurde am Sonntag nach zehn Jahren ein Kapitel – nicht nur niedersächsischer - Rundfunkgeschichte beendet. Denn die beliebte Truppe um Dietmar Wischmeyer und Oliver Kalkofe war Vorreiter für Radio-Comedy auch auf anderen Frequenzen.
Nach Auskunft der „Frühstyxradio“-Crew waren „unterschiedliche Programmphilosophien“ der Grund für die Trennung. „Es gab ein Längenproblem“, räumt ffn-Programmdirektor Rainer Cabanis ein. Fast drei Stunden Wortbeitrag mit Comedy am Sonntag vormittag seien angesichts veränderter Hörgewohnheiten einfach nicht mehr drin gewesen, „und die kleine Form machte den Frühstyxradio-Leuten nicht mehr so viel Spaß“. Das Auslaufen der Sendung zum Jahresende 1998 sei seit langem einvernehmlich vereinbart gewesen, betont Cabanis. Nun gelte es, ab Mai 1999 mit der von ffn initiierten „Radio-Comedy-Akademie“ in Hannover neue Talente für den Humorsektor zu finden.
Schon einmal sollte dem „Frühstyxradio“ das letzte Stündlein schlagen. Bereits Ende März 1996 wurde die Kult-Sendung bei ffn zu Grabe getragen. Der geharnischte Einspruch der Fans – rund 550.000 Hörer schalten regelmäßig zu – sorgte bei dem Privatsender für einen Sinneswandel. Diesmal werde es „ein stilleres Ende“ ohne größere Proteste geben, vermutet Cabanis. „Wenn die Rolling Stones zum zwanzigsten Mal auf Abschiedstournee gehen, bröckelt selbst da irgendwann die größte Trauer“, vergleicht der ffn-Direktor. Zumal mit mehreren Beiträgen der „Fahrgemeinschaft“ bis Ende März noch ein ähnlich geartetes Comedy-Feuerwerk über den Sender gehen soll.
Die letzte Sendung des mit vielen Medienpreisen ausgezeichneten „Frühstyxradios“ vereinte am Sonntag noch einmal die von den Fans geschätzten Qualitäten: schwarzer Humor, derbe Ausfälle in die Fäkalsprache, bissige Beobachtungen oder einfach nur Quatsch ohne Niveau-Untergrenze. „Kinder, was haben wir immer einen Spaß gehabt“, faßte Moderator „Jonny Lück aus Osnabrück“ mit schwerer Zunge zusammen, um zum Abschluß der Sendung um kurz vor zwölf im Hans-Albers-Stil einen Abschieds-Shanty zu zelebrieren. Werner Herpell, dpa
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