: Görlitzer Parkwächter gesucht
■ Um den Brunnen wieder sprudeln und den Hundekot beseitigen zu lassen, sucht Kreuzbergs Bürgermeister einen Betreiber für den Görlitzer Park. CDU, SPD und Anwohner sind skeptisch
Blumen statt Hundekot, Wasserspiele statt Ebbe in den Kassen – im Görlitzer Park in Kreuzberg klingt dies immer noch nach Zukunftsmusik. Doch nun soll alles besser werden. Nach dem Willen des bündnisgrünen Bürgermeisters Franz Schulz soll nicht mehr das Bezirksamt, sondern ein freier Träger Kreuzbergs größten Park bewirtschaften. CDU, SPD und Anwohner stehen dem Vorhaben allerdings skeptisch gegenüber.
Nach Informationen der taz geht der Vorstoß des Bürgermeisters auf einen Vorschlag des Sanierungsträgers Stattbau zurück, einen freien Träger für die Unterhaltung und Bewirtschaftung des Parks zu suchen. Dieser Träger könnte etwa aus Kitas, Seniorenheimen, dem Kinderbauernhof und dem Zirkus Cabuwazi sowie Anwohnern bestehen.
In einem weiteren Schritt will Stattbau dann über den freien Träger dafür sorgen, daß die stark genutzte, etwa vier Hektar große Fläche bewässert wird, die dortigen Blumen gepflegt werden. Finanziert werden soll das Ganze durch Feste und Konzerte sowie den Verleih von Liegestühlen im Park. Außerdem gebe es die Idee, auch Mittel des Grünflächenamtes zu verwenden.
Zu guter Letzt gibt es noch den Vorschlag, den Pamukkale-Brunnen durch einen privaten Sponsor zu betreiben. An dem erst vor kurzem feierlich eröffneten Brunnen mußten mittlerweile die Wasserspiele wieder eingestellt werden.
Gut gemeint, aber unrealistisch? Kreuzbergs CDU-Baustadtrat Mathias Steffke ist jedenfalls skeptisch über diese alternative Form der Privatisierung. Er bezweifelt, ob ein freier Träger die Hunderttausende von Mark aufbringen könne, die der Betrieb des Parks jährlich koste. Derzeit, so Steffke, sei das Hauptproblem vor allem die Menge an Hundekot sowie der viele Müll, der im Park entsorgt werden müsse. Sollte der angedachte freie Träger im Sommer nicht mehr genug Helfer finden, die sich um den Park kümmerten, so Steffke, bestehe die Gefahr, daß der Park verkomme.
Der Baustadtrat bezweifelt darüber hinaus, daß sich eine private Finanzierung der Betriebskosten des Pamukkale-Brunnens etwa durch die Vergabe an einen Gastronomen rechne. Sponsoren für solche öffentliche Anliegen seien immer schwerer zu finden, da verstärkt Förderkreise etwa von Schulen oder Kitas auf der Suche nach privaten Geldern seien. „Der Kuchen“, so Steffke, „wird kleiner.“ Außerdem lebten in Kreuzberg nicht gerade „Millionäre en masse“.
Der Vorsitzende des Planungsausschusses der Bezirksverordnetenversammlung Kreuzberg, Ralf Olschewski (CDU), bezweifelt ebenfalls, ob ein freier Träger genug Einnahme-Möglichkeiten habe, um auf seine Kosten zu kommen, wenn kein Eintritt für den Park verlangt werde, was niemand wolle. Denkbar erscheint ihm höchstens ein Biergarten, der sich am Pamukkale-Brunnen ansiedeln könne und ihn betreibe: „Das andere scheint etwas unrealistisch zu sein.“
Andreas Matthae, SPD-Kreisvorsitzender, findet das ganze ebenfalls „sehr unrealistisch“. Zudem bestehe die Gefahr, daß der Park einen „kommerziellen Touch“ erhalte und es zu einer „Zwangläufigkeit“ von Eintrittspreisen komme. Das ihm bekannte Konzept sei „sehr unausgegoren“ und könne „so nicht funktionieren“.
Auch Irmgard Klette, Vorstandsmitglied des Vereins Görlitzer Park und seit Jahrzehnten engagiert für die Grünfläche, zeigt sich gegenüber dem Konzept eines Trägerprojekts skeptisch. Allerdings sei sie froh, wenn es Leute gebe, die keine Angst hätten, „was Neues zu machen“. Denn wenn man sich wie sie über Jahre mit nur mühsamen und langsamen Erfolgen für den Park in der örtlichen Politik engagiere, „wird man sehr müde“. Philipp Gessler
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen