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Schlumper von Beruf

Ein Kunstprojekt, keine Therapie: Die geistig behinderten MalerInnen vom Schlump. Eine Fotoreportage  ■ Von Markus Scholz

Es war in der Straße „Beim Schlump“, in den Kellerräumen des „Stadthauses Schlump“, wo sich 1984 sogenannte geistig Behinderte um den Hamburger Künstler Rolf Laute sammelten, um zu malen. Viele von ihnen waren in Werkstätten für Behinderte gescheitert und als werkstattunfähig eingestuft worden. Die Zusammenarbeit bewährte sich. Heute zählen rund dreißig Frauen und Männer zwischen 20 und 80 Jahren zu den Schlumpern. Sie leben in verschiedenen betreuten Wohngruppen in Hamburg.

Aus der Begabung ist für viele von ihnen ein Job geworden: Das Arbeitsprojekt „Schlumper von Beruf“ bietet 20 KünstlerInnen der Gruppe einen festen Arbeitsplatz, der mit Eingliederungshilfe nach dem Bundessozialhilfegesetz unterstützt wird. Seit 1993 wird die KünstlerInnengruppe zudem von der Hamburger Sozialbehörde gefördert. Zeitgleich entstand der Verein „Freunde der Schlumper“, der die KünstlerInnen ideell, aber auch materiell unterstützt. Die Schlumper bilden keine kunstorientierte Therapiegruppe. Das Projekt ist wie eine gewöhnliche Behinderten-Werkstatt konzipiert: In der Produktion müssen Gewinne erwirtschaftet werden, um die laufenden Kosten zu decken und den MalerInnen und BildhauerInnen eine monatliche Entlohnung zu sichern. Dafür stellen die Schlumper ihre Werke in Galerien, Museen und Kunstvereinen aus und nehmen wie ihre nicht-behinderten KollegInnen am Kunstbetrieb teil.

Die Produkte, die die Gruppe anbietet, umfassen die gesamte Palette des Betriebs: Malerei, Grafik, Skulptur, Installation und Performance. So ist es nicht verwunderlich, daß einige SchlumperInnen auch Mitglieder der Musikgruppe Station 17 der Alsterdorfer Anstalten sind. Denn beiden Projekten liegt der gleiche Ansatz zugrunde: nicht die Defizite der Behinderten zu kurieren, sondern ihre Begabungen zu fördern. Eberhard Spohd

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