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Watt verzweifelt gesucht

Die bisher fürs Mühlenberger Loch vorgeschlagenen Ausgleichsflächen in Schleswig-Holstein sind schon geschützt  ■ Von Gernot Knödler

Die Suche nach Ausgleichsflächen in Schleswig-Holstein für das teilweise Zuschütten des Mühlenberger Lochs gestaltet sich schwierig. „Man muß ja Flächen finden, die nicht sowieso schon schützenswert sind“, sagt Sybille Macht-Baumgarten, Landesvorsitzende des BUND (Bund für Umwelt- und Naturschutz Deutschland) Schleswig-Holstein der taz hamburg. Die Gebiete, die bisher dafür ins Gespräch gebracht worden sind, lehnt der BUND ab.

Kurz vor Weihnachten hatte der Landtag in Kiel mit großer Mehrheit dem Staatsvertrag mit Hamburg wegen der Erweiterung des Geländes der Daimler-Benz-Aerospace in Finkenwerder zugestimmt. Darin verpflichtet sich das Land Schleswig-Holstein, für ein Fünftel der zu zerstörenden gut 1,4 Quadratkilometer des Mühlenberger Lochs Ausgleichsflächen bereitzustellen, auf denen ein neues Süßwasserwatt entstehen soll. Wo sie liegen werden, läßt der Staatsvertrag offen.

Das Land Schleswig-Holstein sei „nicht gut beraten“ gewesen, diesen Staatsvertrag abzuschließen, ohne Ausgleichsflächen vorweisen zu können, kritisiert nun Sybille Macht-Baumgarten. Denn das Gebiet „Twielenflether Sand“, das zunächst ins Auge gefaßt worden war, flog nach einer Intervention der Naturschützer aus dem Rennen: Der „Twielenflether Sand“ war bereits als EU-Schutzgebiet angemeldet. „Diese vorgeschlagenen Ausgleichsmaßnahmen zerstören vorhandene wertvolle Lebensräume, um einen anderen wertvollen Lebensraum zu schaffen“, hatte auch der Hamburger BUND-Landesverband argumentiert.

Jetzt ist offenbar ein Gelände bei Hetlingen und dem Giesensand im Gespräch – „ein weiterer Volltreffer“, wie der BUND Schleswig-Holstein ironisch anmerkt. Das Gebiet stehe zum Teil bereits unter Naturschutz, sei teilweise als Ausgleichsfläche für die Elbvertiefung vorgesehen und für die störungsempfindlichen Löffelenten ungeeignet. „Wenn man so viel kaputt macht, ist es kein Wunder, daß es keine Ausgleichsflächen mehr gibt für Baugebiete und Verkehrsflächen“, kommentierte BUND-Geschäftsführer Hans-Jörg Lüth.

Den schwarzen Peter hat die Hamburger Wirtschaftsbehörde, die in Zusammenarbeit mit dem schleswig-holsteinischen Umweltministerium Ausgleichsflächen finden muß. Denn laut Staatsvertrag wickelt die Wirtschaftsbehörde das nötige Planfeststellungsverfahren auf Schleswig-Holsteiner Gebiet ab. Die Suche läuft, und die Wirtschaftsbehörde hält sich bedeckt. „Was es auf Schleswig-Holsteiner Gebiet sein wird“, sagte ihr Sprecher Bernd Meyer, „wird verkündet, wenn das Planfeststellungsverfahren eingeleitet wird.“

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