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Saddam Hussein nimmt US-Flugzeuge unter Beschuß

■ Militärischer Zwischenfall im Norden des Irak: US-Kampfflugzeuge beschießen nach irakischem Raketenangriff eine Flugabwehrstellung. Washington besteht weiter auf der Überwachung von Flugverbotszonen, Irak erklärt diese für nichtig

Washington/Bagdad (rtr/AFP/taz) – Zum ersten Mal seit dem Ende der amerikanisch-britischen Luftangriffe auf den Irak ist es gestern zu einem neuen Schlagabtausch zwischen den USA und dem Irak gekommen. Wie die USA am Nachmittag bestätigten, feuerten drei US-Flugzeuge, die bei der Stadt Mossul die Flugverbotszone über dem Nordirak überwachten, Raketen auf eine irakische Flugabwehrstellung ab, von der zuvor Schüsse auf die Maschinen gefeuert worden waren.

Nach irakischen Angaben kamen vier irakische Soldaten ums Leben, sieben seien verletzt worden. „Die Mörder und Verbrecher kamen erneut zurück und verletzten unseren nationalen Luftraum“, hieß es in der irakischen Erklärung. Die „aus der Türkei eingeflogenen feindlichen Flugzeuge“ hätten „kriminelle Raketen“ abgefeuert. Der Zwischenfall habe sich um 13.37 Uhr (11.37 Uhr MEZ) ereignet.

Das US-Verteidigungsministerium erklärte, die US-Flugzeuge hätten gemäß den „normalen Einsatzregeln“ gehandelt. Die Piloten hätten angemessene Maßnahmen ergriffen, um die Flugverbotszonen über dem Irak durchzusetzen. Dies sei „ein wichtiges Element der Politik der Eindämmung“ des irakischen Regimes. Die Türkei bestätigte, daß die Flugzeuge vom Stützpunkt Incirlik zu Kontrollflügen aufgestiegen und über der Flugverbotszone beschossen worden seien.

Die Flugverbotszone über dem Nordirak war von den Golfkriegsalliierten kurz nach dem Ende des letzten Golfkriegs 1991 zum Schutz der irakischen Kurden ausgerufen worden. 1992 wurde eine weitere Flugverbotszone über dem Süden des Irak geschaffen. Die Zonen werden mit Flugzeugpatrouillen der USA und Großbritanniens überwacht. US-Präsident Clinton erklärte gestern abend, man werde auch weiterhin die Flugverbotszonen gegen Angriffe irakischer Bodenstellungen durchsetzen. Er wies die irakische Darstellung zurück, wonach die US-Flugzeuge zuerst geschossen hätten: „Sie griffen an, weil sie angegriffen wurden“, so Clinton.

Am vergangenen Wochenende hatte der Irak angekündigt, die Flugverbote nicht mehr anzuerkennen und die Luftpatrouillen zu vertreiben. „Jede Verletzung des irakischen Luftraums wird mit irakischem Feuer beantwortet“, hatte Vizepräsident Taha Jassin Ramadan gesagt. Das britische Verteidigungsministerium hatte daraufhin am Sonntag erklärt, die britischen Flugzeuge über dem Südirak würden im Falle eines irakischen Angriffs zurückschießen.

Irak war vom 16. bis 19. Dezember Ziel der schwersten Luftangriffe seit dem Golfkrieg von 1991 gewesen. Die irakische Führung hat sich seitdem weiter radikalisiert: Sie erkennt nicht nur die Flugverbotszonen nicht mehr an, sondern hat auch die Zusammenarbeit mit den UN-Waffeninspektoren aufgekündigt. Berichte, nach denen auch das UN-Hilfsprogramm „Öl gegen Nahrungsmittel“ vom Irak für beendet erklärt worden sei, wurden gestern abend aus Bagdad dementiert. Die vierhundert humanitären Helfer der UNO sollen im Land bleiben dürfen.

Gestern hatte die englischsprachige offizielle Zeitung Baghdad Observer den Ton weiter verschärft. Die Iraker „sind entschlossen, ihr Land zu verteidigen“, und teilten „das gleiche Haßgefühl gegenüber den USA wie gegenüber Großbritannien“, hieß es in einem Leitartikel unter der Überschrift „Die Iraker zeigen eine große Kampfbereitschaft“. Die Zeitung fuhr fort: „Das vorherrschende Gefühl des irakischen Volkes in diesem Augenblick ist, daß jeder abgeschossen wird, der seinen Fuß auf unseren Boden setzt.“ D.J.

Berichte Seite 2, Kommentar Seite 9

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