Aus Sicht der politischen Gegner: Kritische Bilanz der Arbeit
Helga Trüpel (Bündnis 90/Grüne) über die CDU
Geschätztes Wahlergebnis der CDU bei der kommenden Bürgerschaftswahl im Juni?
30 Prozent.
Gewünschtes Wahlergebnis der CDU bei der kommenden Bürgerschaftswahl im Juni?
25 Prozent.
Größter politischer Patzer der CDU in der vergangenen Legislaturperiode?
Also, was sie sich mit der ganzen Neumann-Noelle-Nummer geleistet hat, war als Parteipolitik der CDU der größte Fehler. Auf fachlicher Ebene ist der größte Fehler, was die CDU mit der Flächenpolitik in Bremen macht: Daß sie den Großmarkt in den Überseehafen schickt; daß sie den Überseehafen nicht wirklich nutzt für die Entwicklung eines neuen Stadtteils; daß sie immer noch die Prämisse hat, auf die grüne Wiese zu gehen und nicht genügend die Innenverdichtung berücksichtigt.
Größter Skandal?
Niederbremer und sein Rücktritt.
Der schlechteste Beschluß/ die schlechteste Beschlußvorlage?
Der Druck, den sie bei Space und Ocean-Park gemacht haben, ohne daß beim Ocean-Park wirklich die Planungstiefe erreicht ist.
Der beste Beschluß?
Da fällt mir so schnell gar nichts ein – das bedeutet ja auch was. Die Übereinstimmungen sind wirklich eher gering.
Lieblingspolitiker?
Meine Lieblingspolitikerin der CDU ist gar nicht mehr dabei, das war Frau Erlenwein, weil sie immer so einen eigenen Stil hatte. Das kann ich wirklich nur für die Vergangenheit sagen, jetzt ist niemand mehr dabei.
Größte Befürchtung für die kommende Legislaturperiode?
Das alles so weitergeht wie bisher und wir die Mehrheit nicht gebrochen kriegen. Das wäre angesichts der erdrückenden Mehrheitsverhältnisse das Schlimmste, was Bremen passieren kann – weil es Neuerungen und Querdenken verhindert.
Wer wäre der beste Spitzenkandidat der CDU?
Was die Sympathiewerte angeht, wäre bestimmt Ulrich Noelle der Beste gewesen.
Wen würden Sie in Ihre eigene Fraktion übernehmen?
Ach Gott – von den Bremern fällt mir da niemand ein.
Andreas Lojewski (AfB) über die SPD
Geschätztes Wahlergebnis der SPD bei der kommenden Bürgerschaftswahl?
Etwas besser als vorher.
Gewünschtes Wahlergebnis der SPD bei der kommenden Bürgerschaftswahl?
So wie es war.
Größter politischer Patzer der SPD in der vergangenen Legislaturperiode?
Schwer, es sind so viele. Verhinderung einer tiefgreifenden Haushaltssanierung.
Größter Skandal?
Presserazzia.
Schlechteste Beschlußvorlage/schlechtester Beschluß der SPD in den vergangenen Jahren?
Die Durchsetzung der Linie 4, weil das eine verkehrspolitische Fehlentscheidung war: Man hätte die Situation so lassen müssen, daß man über eine gut funktionierende Buslinie verfügt. Und: die Verhinderung der Planung über gewerbliche Nutzung des Hollerlandes.
Größter politischer Erfolg?
Wahl von Henning Scherf zum Bürgermeister.
Lieblingspolitiker/Lieblingspolitikerin in der SPD?
Uwe Beckmeyer, weil er nicht eine einzige Debatte gegen Ludwig Hettling gewonnen hat. Innerhalb der Fraktion Christian Weber, weil er der einzige ist, der klatscht, wenn die CDU etwas sagt und sonst immer so traurig guckt.
Größte Befürchtung im Hinblick auf die kommende Legislaturperiode und die SPD?
Rot-grün.
Wer wäre der beste Spitzenkandidat der SPD?
Die SPD besteht aus dem Spitzenkandidaten, den sie jetzt haben. Da muß er auch der beste sein, Scherf.
Wen würden Sie in Ihre eigene Fraktion übernehmen?
Och, da ist jeder willkommen.
Ronald-Mike Neumeyer (CDU) über die Grünen
Geschätztes Wahlergebnis der Grünen bei der kommenden Bürgerschaftswahl?
12 Prozent .
Gewünschtes Wahlergebnis der Grünen?
4,99 Prozent.
Größter politischer Patzer der Grünen in der vergangenen Legislaturperiode?
Die Aussage, daß Bonn keine Sanierungszahlungen mehr leistet und deshalb die Haushaltsberatungen für 1999 nicht durchgeführt werden sollten.
Größter Skandal bei Grüns?
Daß sie keine junge Gruppe haben.
Schlechteste Beschlußvorlage der Grünen?
Immer wieder Togo.
Größter politischer Erfolg?
Vulkan-Untersuchungsausschuß.
Lieblingspolitiker/Lieblingspolitikerin der Grünen (warum)?
Caroline Linnert, weil ihr sogar die Tränen kommen, wenn sie von einem Tropfen im Wasserhahn spricht.
Größte Befürchtung im Hinblick auf kommende Legislaturperiode und die Grünen?
Regierungschaos à la Bonn.
Wer wäre der beste Spitzenkandidat von den Grünen für die Grünen?
Gerold Janssen.
Wen würden Sie in Ihre eigenen Fraktion übernehmen?
Dr. Martin Trüpelburg.
Christian Weber (SPD) über die AfB-Wählergemeinschaft
Geschätztes Wahlergebnis der AfB bei der kommenden Bürgerschaftswahl?
3,8 Prozent.
Gewünschtes Wahlergebnis der AfB bei der kommenden Bürgerschaftswahl?
2,0 Prozent.
Größter politischer Patzer der AfB in der vergangenen Legislaturperiode?
Parteiinterner Streit.
Größter Skandal?
Wüßte ich jetzt keinen.
Was war die schlechteste Beschlußvorlage der AfB in der vergangenen Legislaturperiode?
Mir fällt jetzt keine schlechte Beschlußvorlage ein. Die AfB war immer daran orientiert, sich den Anträgen der Großen Koalition zu nähern.
Größter politischer Erfolg?
Die AfB hatte keinen Erfolg, weil die Große Koalition sie zur Erfolglosigkeit verdammt hat.
Lieblingspolitiker/Lieblingspolitikerin der AfB?
Mein Sohn ist mein Liebling. In der Politik habe ich keine.
Größte Befürchtung im Hinblick auf die kommende Legislaturperiode und die AfB?
Die AfB wird wahrscheinlich nicht mehr im Parlament sein. Insofern wird sie in der nächsten Legislaturperiode nicht mehr gestaltend mitarbeiten können.
Wer wäre der beste Spitzenkandidat der AfB?
Werner Lenz.
Wen würden Sie in Ihre eigene Fraktion übernehmen?
Elke Kröning, Patrick Wendisch, Horst Ochs. Ja. Die drei, und die, die sonst noch wollen, zum Beispiel Albert Marken.
Fragen aller Interviews: cd
