: Raus aus dem Loch
■ Flüchtlingsunterkunft „Interrast“ auf dem Kiez wurde endlich aufgelöst
Das „Hotel Interrast“ steht leer. Anfang der 90er Jahre war das schäbige Loch auf dem Kiez für dessen Besitzer Willy Bartels zur Goldgrube geworden. Er vermietete das ehemalige Bordell der Stadt für die Unterbringung von Flüchtlingen. Mitten auf der Reeperbahn lebten auch Familien mit kleinen Kindern auf engstem Raum. Im April dann forderte der Hamburger Flüchtlingsrat, die unzumutbare Unterkunft zu schließen, was Ende Oktober auch geschah.
Im Endeffekt schaffte es Bartels sogar, das Image seiner Herberge aufzupolieren. Nach den Protesten im Frühjahr konnten im Sommer bereits etliche Flüchtlinge in andere Unterkünfte umziehen. Der freiwerdende Platz wurde unter den übrigen verteilt, die es natürlich genossen, plötzlich Einzelzimmer mit Duschen zu haben – und im Herbst deshalb darum baten, im Interrast wohnen bleiben zu dürfen.
Auf das Reeperbahn-Hotel konnte Hamburg verzichten, weil infolge der Abschottung der europäischen Außengrenzen immer weniger Flüchtlinge nach Hamburg kommen. Schon in den vergangenen zwei Jahren konnte die Stadt einen Großteil der Mietverträge über Hotelbetten kündigen.
Auch die vier Flüchtlingsschiffe in Neumühlen waren nicht mehr völlig überbelegt. Ende Oktober lichteten zwei von ihnen den Anker. Nur die „Bibby Altona“ und die „Bibby Challenge“ bleiben auf der Elbe liegen, die beiden anderen Wohnschiffe werden an deren englische Reederei zurückgegeben. ee
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen