Vietnamesische Großhändler suchen neue Halle

■ Bauaufsicht schließt ihr marodes Handelszentrum in der Lichtenberger Rhinstraße

Das vietnamesische Großhandelszentrum in der Rhinstraße im Bezirk Lichtenberg muß geschlossen werden. Das teilte Lichtenbergs Baustadtrat Andreas Geisel (SPD) mit. Etwa 50 Vietnamesen, die mit Textilien, Blumen und Lebensmittel handeln, sehen sich durch die Schließung in ihrer Gewerbetätigkeit gefährdet.

Geisel bedauert die Entscheidung, sagt aber, der Bauzustand der Immobilie habe ihm keine Wahl gelassen. In der Halle seien elementare Brandschutzauflagen nicht erfüllt. Der Betreiber Karl Buchholz habe keinen Bauantrag gestellt und erklärt, auch keinen stellen zu wollen.

Der schlechte Zustand der Halle ist Folge eines Rechtsstreits zwischen der Immobilienfirma ICI, der das Grundstück gehört, und dem Betreiber Karl Buchholz, wer die Halle eigentlich verwalten darf. Diesen Streit hat Buchholz jetzt vor dem Kammergericht gewonnen. Die Firma ICI hat unterdessen Konkurs angemeldet und steht unter Zwangsverwaltung der Banken.

Während des drei Jahre währenden Rechtsstreits lagen wichtige Bestanderhaltungs- und Investitionsarbeiten in dem Gebäude brach. Nur ein sofortiger Bauantrag von Karl Buchholz könne das Bezirksamt veranlassen, die Halle noch einige Monate länger im alten Zustand zu dulden, erklärt Geisel. Den Antrag kann Buchholz nach Angaben seines Anwalts Ernst Warner jedoch nicht stellen, da ihm der Zwangsverwalter des alten Eigentümers ein schriftliches Hausverbot erteilt habe. Das allerdings halten betroffene Vietnamesen für ein vorgeschobenes Argument. Buchholz halte sich ohnehin nicht an das Hausverbot. Das hatte der Zwangsverwalter der Immobilienfirma ICI, Günter Küpker, nach eigenen Angaben im Interesse vietnamesischer Mieter ausgesprochen, die von Buchholz massiv bedroht worden seien.

Buchholz käme eine behördliche Schließung der maroden Halle womöglich zupaß, vermuten nun einige Vietnamesen, denn er habe im Bezirk Hohenschönhausen eine neue Halle gebaut und rechne sich aus, die obdachlos gewordenen Gewerbemieter in seine eigene Halle zu bekommen. Buchholz habe bereits Gewerbetreibende aufgefordert, in die neue Halle umzuziehen, für die es jedoch noch keine Betriebsgenehmigung gibt. Mit der Genehmigung sei kurzfristig nicht zu rechnen, erklärt Tim Berning-Cziszkus (PDS), Baustadtrat von Hohenschönhausen.

Der Umzug in eine von Buchholz betriebene Halle wäre für viele betroffene Händler die schlechteste Lösung. Buchholz ist wegen seiner rauhen Umgangsformen unter vietnamesischen Händlern bekannt. Ersteinmal verklagt Buchholz vietnamesische Firmen: Sie haben während des Rechtsstreits die Miete nicht an ihn, sondern an die Firma ICI gezahlt. Nachdem Buchholz jedoch aus dem erwähnten Verfahren als der rechtmäßige Betreiber der Halle hervorging, fordert er das Geld.

Eine andere Unterkunft für die etwa 50 Gewerbetreibenden ist jedoch nicht in Sicht. Lichtenbergs Baustadtrat Geisel bedauert, daß seine Behörde trotz intensiver Bemühungen kein geeignetes Ersatzobjekt habe finden können. Marina Mai