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Reibungslos bargeldlos

Der Einstieg in die Euro-Ära klappte auch in Hamburg ohne Probleme. Bezahlt wird in der neuen Währung aber noch nicht  ■ Von Eberhard Spohd

Der Zeitschriftenhändler auf dem Kiez kennt sich mit der neuen Währung bereits bestens aus: „Bei mir haben schon längst Kunden mit dem Euro ihre Zigaretten bezahlt“, prahlt er, und zum Beweis holt er eine Münze aus seiner Kasse. Tatsächlich, sie sieht aus wie ein Euro aus Belgien. Auf dem Avers prangt das große E, den Revers ziert das Brüsseler Atomium. „Für 5 Euro hat er zwei Schachteln bekommen“, rechnet der Händler vor, „das entspricht doch ziemlich genau dem Umrechnungskurs.“

Alle anderen HamburgerInnen müssen sich seit dem 1. Januar an die neuen Zahlen auf ihren Kontoauszügen gewöhnen. Neben dem Saldo in D-Mark weisen die Formulare Soll und Haben auch in der neuen Währung aus. „Bislang ist mir noch nichts von Irritationen an den Bankschaltern zu Ohren gekommen“, weiß Ulrich Sommerfeld von der Pressestelle der Hamburger Sparkasse zu berichten, „alles in allem sind die Bürger sehr gut informiert.“ Auch die bankinterne Umstellung klappte reibungslos. Am 31. Dezember um 13 Uhr wurde der offizielle Umrechnungskurs von 1,95583 Mark pro Euro bekanntgegeben, und sofort hätten sich die EDV-Experten ans Werk gemacht.

„Zunächst wurden die längst erstellten Programme mit dem neuen Wert gefüttert, dann diese ins System eingestellt, und nach ein paar Testläufen gaben uns unsere Techniker das O.K.“ Der Banker ist immer noch begeistert von der hauseigenen Präzision. Daß dadurch über die Feiertage Mehrarbeit anfiel, stört ihn nicht: „Wir sind es gewohnt, zwischen den Jahren zu arbeiten, da wir die Jahresabschlüsse immer in dieser Zeit erstellen.“

Auch an der Hamburgischen Wertpapierbörse klappte der Übergang in die Euro-Ära problemlos. Seit gestern werden die Aktienkurse in der internationalen Einheit notiert. „Damit haben wir aber keine Schwierigkeiten“, so der amtliche Kursmakler Christian Kalischer, „uns interessiert ohnehin nur die heutige Kursentwicklung.“ Denn was gestern war, verspricht heute keinen Profit mehr. Einzig bei der Bestimmung der Anfangskurse habe man ein wenig gerechnet, dann „genügte die Erfahrung, um den Handel am Laufen zu halten“.

Zwar laufen heute 99 Prozent der Geldgeschäfte bargeldlos ab, aber in den Geschäften muß noch bis zum 1. Januar 2002 mit der D-Mark bezahlt werden. Einige Jüngere würden am liebsten heute schon die neuen Scheine in den Händen halten. „Schade, daß es den Euro bisher nur auf dem Papier gibt und man nicht cash damit bezahlen kann“, meinte ein Teenager. „Amtliches Zahlungsmittel sind Euro und Cent noch nicht“, bestätigt Alexandra Oberberg von der Deutschen Bank und zeigt sich überrascht über den Kippenhöker von St. Pauli: „Der hat schon Münzen in der Kasse, die noch gar nicht geprägt wurden? Da hat er sich wohl über's Ohr hauen lassen.“

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