: Blütiges Hobby der Kaufleute
■ Der Rhododendron Park in Horn entstand 1936 auf die Initiative einer honorigen Gesellschaft von Pflanzenfreunden
Daß in Horn, haarscharf an der Autobahn A 27, in einem eigenen Park hauptsächlich Rhododendron blüht und gedeiht, verdankt Bremen wie so vieles der Aktivität einiger gutbetuchter Kaufleute. Der Botanische Garten wurde 1936 angelegt, als der Bremer Staat zu diesem Zweck zwei Ländereien zusammenfaßte.
Der nördliche Teil diente seit Anfang des 19. Jahrhunderts als Landgut, bis der Kaufmann Willy Rickmers den Besitz 1888 übernahm und einen romantischen Wildpark anlegte. Der Bremer Senat kaufte das Land 1911, ein Stück wurde bebaut, das Land durch den Bau der Reichsautobahn 1935 zerschnitten. 1936 erwarb Bremen das zweite Teilstück nördlich der alten Eichenallee, das nach seinem letzten Besitzer Allmers Park heißt.
Die Initiative für die Anlage des Rhododendron Parks auf dem ehemaligen Rickmers-Areal war von der ein Jahr zuvor gegründeten Deutschen Rhododendron-Gesellschaft um den Kaufmann und Pflanzenfreund Arnold von Engelbrechten ausgegangen. Engel-brechten hatte offenbar gute Verbindungen zur Politik, fand doch die Gründung der Gesellschaft im Bremer Rathaus statt. So überzeugte er die Verantwortlichen, daß Klima und Boden in Horn günstig für Rhododendron seien. Auch die Züchter aus dem nahegelegenen Oldenburgischen drängten darauf, ihre Büsche und Stauden in einem Sichtungsgarten zu präsentieren.
Seitens der Stadt machte sich schließlich Gartenbaudirektor Richard Homann dafür stark, den alten Botanischen Garten am Osterdeich neben den Rhododendron Park zu verlagern. Der alte Garten an der Weser war seit 1904 angelegt worden, finanziert wiederum durch einen Kaufmann, Franz Schütte.
Nach dessen Tod 1911 und der Entwertung des Stiftungsvermögens in der Inflation nach dem Ersten Weltkrieg war der Unterhalt und die wissenschaftliche Arbeit aber nicht mehr gesichert. Insofern war die Verlegung nach Horn 1936 folgerichtig. Dort wurde die Gartenanlage, vor der jetzt erfolgten Erweiterung 35 Hektar groß, aber erst nach dem Krieg bis 1951 fertiggestellt.
Um auch empfindlichere Arten im Park zeigen zu können, brauchte man aber ein Gewächshaus. Die Stadt wollte den Bau nicht bezahlen, also dauerte es bis 1972, als die Sparkasse Geld spendete, um das heute noch bestehende 960 Quadratmeter große Glashaus zu bauen, das den Namen „Wilhelm-Kaisen-Haus“ erhielt.
Bis 1986 entstanden weitere kleinere Gewächshäuser, darunter auch das zumeist zur Hauptblütezeit der Pflanzen geöffnete „Azaleen-Museum“. 1978 öffnete der honorige Verein der Freunde des Rhododendron Parks das Café. Obwohl es für den frei zugänglichen Park keine Zählungen gibt, wird die Zahl der Besucher des Parks offiziell auf 300.000 pro Jahr geschätzt, 50.000 davon sehen sich auch die Gewächshäuser an. Hauptattraktion ist die Blütezeit im Frühjahr und Frühsommer, die restliche Zeit des Jahres ist es im Rhododendron-Park und in den Glashäusern meist sehr ruhig. jof
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen