: Schweigekomplott
■ Kontroverse Diskussion über die Wehrmachtsausstellung in Kiel
Kontrovers diskutierten Historiker, ehemalige Soldaten und PolitikerInnen am Wochenende in Kiel auf einer Begleitveranstaltung zur umstrittenen Wehrmachtsausstellung, die seit Freitag im Landeshaus zu sehen ist. Die Ausstellung, so der Freiburger Militärhistoriker Prof. Wolfram Wette, leide unter der Last eines 50jährigen Schweigekomplotts.
Der Journalist Prof. Günther Gillesen warf den Veranstaltern grobe historische Fehler und Verleumdung des Widerstandes vor. Im Einklang mit der CDU kritisierte er, daß die Ausstellung am schleswig-holsteinischen Regierungssitz gezeigt wird. Der Historiker und einstige Wehrmachtsoffizier Hans-Adolf Jacobsen sprach hingegen von „furchtbaren Einsichten“. Die Soldaten seien „die eigentlichen Vollstrecker“ des Zieles gewesen, eine „neue Ordnung auf rassischer Grundlage“ zu errichten: Denn nur durch den Kampf der Wehrmacht gegen die Rote Armee „konnten hinter uns die Mordkommandos tätig werden“, sagte er und forderte die Älteren auf, Konsequenzen für ihre Biografien zu ziehen.
Daß die Wehrmacht die territorialen und machtmäßigen Grundlagen für die Vernichtung von Juden schuf, steht auch für den Militärhistoriker Wolfram Wette außer Zweifel: Sie habe nicht nur die machtpolitischen Voraussetzungen dür den Holocaust geschaffen, sondern als Institution an ihm mitgewirkt. Für den einzelnen sei „angesichts der Rahmenbedingungen nur wenig Raum gewesen, anständig zu bleiben“. lno/taz
Die Ausstellung ist noch bis zu 14. Februar, täglich 10 bis 19 Uhr, zu sehen
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