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Füße auf dem Konsens

■ Politiker contra Basis-Projekte: Streit um neues Haus für „Ragazza“ in St. Georg

Von der Kita über den Einwohnerverein bis zum Pastor ist man sich in St. Georg einig: Das Verhalten der Behörde für Arbeit, Gesundheit und Soziales (BAGS) ist „enttäuschend“. Auch die gewählten Vertreter, die heute im Kerngebietsausschuß tagen, „treten den Konsens im Stadtteil mit Füßen“.

Zankapfel ist der geplante Umzug von „Ragazza e.V.“. Zwar sind sich alle Parteien einig, daß die Beratungsstelle für drogenabhägige Prostituierte größere Räume benötigt. Die stadteigene Grundstücksfirma HAGG verhandelte bereits über den Ankauf eines 350-Quadratmeter-Hauses am Steintorweg. Auf dem zusätzlichen Platz möchte Ragazza einen Gesundheitsraum und zehn Übernachtungsplätze anbieten. Im August vorigen Jahres aber votierten im SPD/CDU-regierten Bezirk die Ausschüsse für Jugend & Soziales, Jugendhilfe und Bau gegen das Haus, „weil es zu groß ist und zu nah am Hauptbahnhof liegt“, begründet Ilse Quasnitza von der SPD.

Der BAGS-Drogenbeauftragte Horst Bossong (SPD) schlug ein Ersatzquartier in der Brennerstraße am Lohmühlenpark vor – aufgrund des Votums des Bezirkes, sagt Bossong; aus eigener Initiative, erinnert sich Ingolf Jahnke, Vertreter der CDU in zwei Ausschüssen. Ihn beeindruckt der vereinte Protest der Stadtteilinitiativen nicht, „weil die das Thema gar nichts angeht – wen vertreten die eigentlich?“.

Auch für Bossong ist im Zweifel die Bezirksversammlung der Ansprechpartner. Außerdem sei das Haus an der Brennerstraße billiger und könne schneller bezogen werden, so der Drogenbeauftragte. „Es bietet aber keinen Platz für die Übernachtungsplätze“, protestiert Manuela Samland von Ragazza. Zudem, so Marina Fried vom Einwohnerverein, sei das Haus sehr geeignet für ein Stadtteilzentrum. Hoffen kann Ragazza noch auf die Europäische Union, bei der der Verein Gelder für die Plätze am Steintorweg beantragt hat. Sollten diese nächste Woche bewilligt werden, so Bossong, „ist die Lage natürlich neu. Heike Dierbach

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