piwik no script img

Bei Anruf Verspätung

Die PVG übermittelt Meldungen über Fahrplanänderungen auf das Display des Handys  ■ Von Eberhard Spohd

Es ist früher Morgen. Ein wichtiger Termin treibt den taz-Redakteur weit früher als üblich aus dem Bett. Eine Senatorin weiht in den Vororten etwas Wichtiges ein, der Schreiber muß unbedingt dabei sein. Beim Öffnen der Jalousie fährt ihm der Schreck in die Glieder: überraschender Schneefall. Ob wohl der Bus pünktlich sein wird? Ein Blick auf das Display seines Handys, und er weiß Bescheid: „Die Busse der Linie 111 in Richtung Bahrenfeld verspäten sich aufgrund der Witterung um zehn Minuten.“

Ein neuer Service der Pinneberger Verkehrsgesellschaft (PVG) macht die Übermittlung solcher Nachrichten möglich. Aus der Leitstelle des Unternehmens kann sich jeder Besitzer eines Mobiltelefons mit Neuigkeiten versorgen lassen. Über eine komplizierte technische Kombination – Computer und E-Mail spielen dabei eine wichtige Rolle – bekommt er die Ausfallerscheinungen des Öffentlichen Personennahverkehrs geliefert, in der Erprobungsphase bis zum Ende des Jahres sogar kostenlos und gleichgültig, über welches Netz das jeweilige Mobiltelefon funktioniert. Dieser Service gilt in Hamburg für alle 20 Buslinien der PVG, unter anderem die 115 und alle 180er-Linien.

Es habe ihn „immer geärgert“, daß man zwar Fußballnachrichten aufs Handy gespielt bekommt, „aber nichts, was mich interessiert“, erläutert Holger Kowitz, Assistent der Geschäftsleitung der PVG, wie er auf die Idee für das neue Angebot kam. So wie er denken offenbar viele: Obwohl noch kaum beworben, geht die Anzahl der Nutzer bereits in die Hunderte, und „das Feedback ist durchweg positiv“.

Ein kurzer Anruf bei der PVG, dazu die Angabe der Handynummer und der Linien, über die Informationen gewünscht werden, genügt, und schon leuchten regelmäßig die Verspätungsmeldungen im Sichtfeld auf. Allerdings nicht allzu häufig: „Ich schätze“, spielt Kowitz auf die eigene Zuverlässigkeit an, „daß etwa zwei bis drei Meldungen pro Woche durchgegeben werden.“

Nicht überall ist man vom Alleingang der PVG begeistert. Peter Asmus, Sprecher der Hamburger Hochbahn AG (HHA), kann sich einen solchen Service für die Kunden seines Unternehmens nur schwer vorstellen. Die technischen Möglichkeiten sollen zwar bis Ende 1999 geschaffen sein, aber: „Das ist ein Problem der Größenordnung. Schließlich bedient die HHA bedeutend mehr Linien als die PVG und befördert mehr Personen.“ Wenn die HAA kostenlos „täglich Tausende von Leuten anrufen, dann kriegt unser Aufsichtsratsvorsitzender Eugen Wagner den Veitstanz“.

So dankt der taz-Redakteur innerlich der PVG für die Information und begibt sich schweren Herzens ohne Frühstück aus dem Haus, um pünktlich beim Pressetermin zu sein. Schließlich läßt man eine Senatorin nicht warten.

Die Telefonnummer für die Anmeldung bei der PVG: 839 94-444

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen