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Qualifizierung mit Aussicht

■ Neuer Hamburger Ausbildungsgang für Pflegepersonal: Schwerpunkt liegt auf Verhinderung von Durchliegegeschwüren

Der häufigste Grund für die Entstehung von sogenannten Durchliegegeschwüren (Dekubitus) sei Bewegungsmangel, erklärte gestern Sportmediziner Klaus-Michael Braumann. Bekämen pflegebedürftige Menschen Krankengymnastik, könnte die Gefahr der Bettlägerigkeit verringert werden. Deshalb bietet die „Medizinische Fachfortbildung Norddeutschland (MFN)“ ab April einen neustrukturierten Ausbildungsgang in Altenpflege an, dessen Schwerpunkt auf der Vermittlung „altersadäquater Trainings- und Übungsformen“ liegt.

Die Ausbildung soll drei Jahre dauern. Anders als in der üblichen Lehre, in der die SchülerInnen in einer sozialen Einrichtung arbeiten und parallel zur Berufsschule gehen, sollen die MFN-Lehrlinge in mehreren Einrichtungen tätig sein. Das Niveau soll auch dadurch angehoben werden, daß sie mindestens 18 Jahre alt sein und einen „guten Realschulabschluß“ in der Tasche haben müssen. Daß die SchülerInnen sich für eine „qualitativ hochwertige“ Ausbildung entscheiden, so Lehrer Stefan Lorenzen, kostet sie monatlich 550 Mark.

Auf den Einwand hin, daß die zahlreichen in den vergangenen Wochen bekanntgewordenen Dekubitus-Fälle weniger einem Mangel qualifizierten Personals zuzuschreiben seien, sondern vielmehr der Tatsache, daß die Pflegeversicherung diese nicht finanziere, gab sich Lorenzen vorsichtig optimistisch. Er rechne mit guten Chancen auf dem Arbeitsmarkt. Auch der fachliche Leiter Finn Jagow prognostizierte, daß künftig immer mehr Menschen auch im Alter ein individuelles Leben führen wollen. „Statt ihr Erspartes an Pflegeheime zu geben, werden sie sich jemand Qualifiziertes suchen, der sie zu Hause betreut.“ Hier sehe er für seine AbsolventInnen ein Arbeitsfeld.

Marianne Otte vom „Sozialverband Reichsbund“ mahnte, daß der Beruf der Altenpflege generell aufgewertet werden müsse. Er müsse den anderen Fachberufen in der Gesundheitspflege gleichgestellt werden und drei Jahre Ausbildung nach bundeseinheitlichen Kriterien beinhalten. Otte erinnerte daran, daß Probleme in der Pflege „nicht nur Leute betreffen, die schon 80 Jahre alt sind: Jeder von uns kann täglich etwa durch einen Unfall zum Pflegefall werden“. ee

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