: Der Pornograph an Clintons Seite
■ Nach Vorwürfen gegen einen Republikaner kündigt Porno-Verleger Larry Flynt weitere Sex-Enthüllungen über US-Abgeordnete an
Berlin (taz) – Ein wenig enttäuscht waren die Vertreter der US-Medien schon, als Porno-Verleger Larry Flynt, Herausgeber des Magazins Hustler, nur den republikanischen Abgeordneten Bob Barr zu bieten hatte. Barr ist einer der Ankläger im Amtsenthebungsverfahren gegen Präsident Bill Clinton. In einer Fernsehsendung hatte Flynt Barr am Montag abend beschuldigt, bereits vor der Scheidung von seiner Ex-Frau Gail Vogel Barr eine Affaire mit seiner jetzigen Ehefrau unterhalten zu haben. In einer eidesstattlichen Versicherung erklärt die Ex-Frau, sie habe 1983 mit Einwilligung Barrs eine Abtreibung vorgenommen – Barr tritt in Wahlkämpfen als Abtreibungsgegner auf. Er sei, folgerte Flynt, ein „Heuchler“.
Tatsächlich hatten sich die Medien etwas mehr erhofft. Hatte doch Flynt im Oktober in einer ganzseitigen Anzeige in der Washington Post vom 4.Oktober bis zu eine Million Dollar Belohnung für „beweisbare“ sexuelle Affären gegen Kongreßmitglieder geboten und daraufhin, nach eigenen Angaben, über 2.000 Anrufe erhalten. Etwa 250 Anrufer hätten behauptet, tatsächlich etwas über Sexaffären von Politikern zu wissen. 30 davon, so Hustler-Chefredakteur Allan MacDonell, seien zur näheren Untersuchung an das von MacDonell und Flynt betriebene Detektivbüro weitergegeben worden.
Flynt kündigte weitere Enthüllungen an. Sechs Fälle seien bereits hieb- und stichfest recherchiert, sechs weitere in Arbeit. Die Betroffenen, vermutet MacDonell, wüßten, daß sie demnächst geoutet würden. pkt
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