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Banken machen Druck: In Zukunft völlig flexible Jobs

■ Bei den Tarifverhandlungen der Banken geht es um grundsätzlich neue Arbeitsverhältnisse

Hamburg (taz) – Banker sind keine Banker mehr. Oder dürfen es bald nicht mehr sein. Jedenfalls, wenn es nach dem Willen einiger Arbeitgeber geht. So plant die Deutsche Bank eine Neugründung, in die sie ihr gesamtes Privatkundengeschäft, einschließlich der Bank 24 mit den dazugehörigen 17.000 Bankern, einbringen will. Neu ist, daß diese „Retail-Bank“ außerhalb des Arbeitgeberverbandes und damit außerhalb des Bankentarifvertrages bleiben soll. Die Gewerkschaften DAG und HBV halten dies für einen Erpressungsversuch der Arbeitgeber: „17.000 Geiseln in der Deutschen Bank“. Damit hat die diesjährige Tarifrunde begonnen.

Der öffentliche Startschuß fiel Dienstag abend im Hamburger Gewerkschaftshaus. Die Arbeitgeber fehlten auf dem Podium, obwohl sie zum ersten Mal für solch eine Diskussion zugesagt hatten. Denn diesmal geht es um mehr als um ein paar Prozentpunkte hinter dem Komma.

Verhandlungsführer Tessen von Heydebreck, Vorstand der Deutschen Bank, hat die strategische Offensive gewählt. Nicht die Gewerkschaften stellen diesmal die wesentlichen Forderungen, sondern die Arbeitgeber, ist seine Devise.

„Das Berufsbild des Bankbeamten ist antiquiert“, schreibt der Arbeitgeberverband des privaten Bankgewerbes in seinen „Tarif-Informationen“. Längere Öffnungszeiten, flexibler Arbeitsbeginn und Samstagsarbeit müßten zur Norm werden. Arbeitszeitverkürzung, aus Sicht der Gewerkschaften die einzige Chance zur Sicherung der Beschäftigung, sei für die Arbeitgeber kein Thema. Außerdem dürfe es zukünftig keinen automatischen Gehaltsanstieg mit den Berufsjahren mehr geben. Das neue Tarifsystem solle statt mit neun mit sieben Klassen auskommen und vor allem „leistungsorientiert“ sein. Statt garantiertem Weihnachtsgeld gäbe es dann einen erfolgsabhängigen Leistungsbonus – in den unteren Tarifgruppen zwischen 0 und 12 Prozent des Jahresfixgehalts, in der höchsten Einkommensklasse bis zu 24 Prozent.

Kritik kommt von Klaus Carlin, Verhandlungsführer der HBV. Unter dem Stichwort „Modernisierung“ werde von den Banken ein grundlegend anderes Entlohnungssystem angestrebt: „Vielen soll etwas genommen werden, um einigen Spitzenverdienern etwas geben zu können.“ Tatsächlich scheinen die Arbeitgebervorschläge für die unteren Tarifgruppen (Gehalt dann 2.600 Mark) Einbußen von mehreren tausend Mark jährlich zu ergeben, während Spitzenverdiener bis zu 8.000 Mark zusätzlich einkassieren könnten.

Dabei kämpft die Bankentarifrunde diesmal geradezu symbolhaft für die ganze deutsche Wirtschaft. Hinter der Arbeitgeberorientierung auf Flexibilität und Wettbewerb steht der wirtschaftliche Wandel, der nicht allein das Finanzgewerbe durcheinanderschüttelt. Heftig diskutiert werden Probleme wie Fusionen, zu viele Filialen für zu wenige Kunden, die Konkurrenz der Direktbanken und anderer Finanzdienstleister mit ihren Call Centern und nicht zuletzt die Internationalisierung. Das deutsche Tarifrecht, so der Bankenverband, sorge für eine Verlagerung des internationalen Geschäftes ins Ausland. Solche Argumente schrecken Klaus Carlin nicht, „betroffen wäre nur eine kleine Zahl von Beschäftigten“. Zudem haben die Großbanken erst vor kurzem das nach London verlagerte Auslandsgeschäft zurück nach Frankfurt geholt – obgleich es einen bundesrepublikanischen Tarifvertrag gibt. Letztlich, so Carlin, gehe es um die Definition von Leistung, „was ist die Normalität der Leistung?“ Die Gewerkschaften müßten mitbestimmen, was von dem einzelnen, was von den Arbeitnehmern verlangt wird. Sonst werde die Arbeitszeit in Deutschland bald nicht mehr kalkulierbar sein und bei angezogener Leistungsschraube werde dann mancher 50 und 60 Stunden in der Woche arbeiten müssen, um sein Normaleinkommen zu verdienen.

Freilich scheint das aggressive Auftreten der Gewerkschaften, etwa auf den Betriebsversammlungen der Deutschen Bank, Wirkung zu zeigen. Intern soll die Deutsche Bank bereits signalisiert haben, daß sie auch für ihre neue Retail- Bank von einer Tarifflucht absieht.

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