Die repressive Komponente als Konzept

■ Innensenator Wrocklage ist mit sich und seiner Arbeit sowas von zufrieden

“Ich bekenne mich zur repressiven Komponente. Die gehört mit zum Konzept.“ Innensenator Hartmuth Wrocklage, vor fast genau einem Jahr von Bürgermeister Voscherau zur Bewältigung des Polizeiskandals an die Spitze der Innenbehörde gehievt, zog gestern mittag vor einer handverlesenen Schar von Journalisten Bilanz. Polizeiskandal? Noch nicht ausgestanden, aber feste angepackt! Drogenrepression? Drogenpolitik vom Feinsten! Gute Balance der Polizei zwischen Repression und Rechtsstaatlichkeit, Verflüssigung fester Strukturen und Stadtteildialog!

Wären nicht die Richter so faul, die Bonner Gesetzesmacher nicht so ignorant und die Sozialarbeiter nicht solche Stubenhocker, wäre Hamburgs Drogenpolitik schon erheblich weiter. Wer da gestern etwa einen von öffentlicher Kritik und eigenen Pannen angekränkelten Senator erwartet hatte, sah sich schnell eines anderen belehrt: „Bei uns wird endlich wieder gelacht. Die Arbeit macht Spaß.“

Hartmuth Wrocklage hat gar nichts dagegen, wenn man den Eindruck gewinnt, hier habe einer die Ärmel aufgekrempelt. Denn, so Wrocklage: „Wir haben die Drogensache ganzheitlich angepackt – und das strahlt dann aus.“ Zum Beispiel in die Sozialbehörde: Bei der Bitte um zwei Straßensozialarbeiter stellte Wrocklage zu seinem höchsten Erstaunen fest, daß die Sozialbehörde 55 Sozialarbeiter in St. Georg positioniert hat. Wrocklage trocken: „Das Komm-System ist unzureichend. Die sollen auch mal zwei Stationen mit der S-Bahn fahren und ihre Klientel suchen.“ Eine Auswertung soll jetzt Klarheit über die Effizienz der Sozialarbeiter bringen.

Sorgen bereitet Wrocklage auch die berufliche Selbstbestimmung der Richter: Statt mit einem Präsenzdienst zwischen 18 und 24 Uhr Haftprüfungen pronto durchzuführen „und so das polizeiliche Handeln schnell zu kontrollieren“, ziehen sich die Richter auf ihre grundgesetzlich geschützte freie Dienstzeitwahl zurück.

Wrocklage ein knallharter Rambo? Da sei nicht nur Hans Magnus Enzensberger vor, dessen düstere Endzeitanalysen für die Post-Kalte-Kriegs-Ära Wrocklages Nachttisch zieren. Der Innensenator sieht „keine Alternative“ zu seiner Politik, „öffentliche Räume zurückzuerobern, Verfestigungen der Drogenszene zu verhindern“ und im Dialog mit Sozialarbeitern und Stadtteil integrierte Lösungskonzepte zu erarbeiten.

Und er ist sich sicher: „Die Grünen können sich nicht auf Dauer auf ihre Sozialarbeiterklientel beschränken. Die müssen alle Bevölkerungsgruppen im Stadtteil ernst nehmen. Die Grünen werden schon auf uns zukommen.“

Florian Marten