■ Polizei: Fahrlässige Tötung bei Braun: Zucker und Kaliumchlorid aus selber Maschine
Berlin (taz) – Über die Ursachen für die falsch ausgewiesene Infusionslösung der Firma Braun Melsungen gibt es erste Vermutungen. Laut der Berliner Senatsverwaltung für Gesundheit ist es denkbar, daß ein Abfüllfehler im Berliner Zweigwerk für die falsche Kennzeichnung verantwortlich ist. In der gleichen Anlage, in der 1997 Glucoselösung in Ampullen abgefüllt wurde, sei zuvor Kaliumchlorid verarbeitet worden. Offensichtlich sei es während der Umstellung zu Fehlern beim Abfüllen oder Etikettieren der gleich aussehenden Fläschchen gekommen, so daß einige Kaliumchlorid-Ampullen mit dem Etikett des Produktes „Glucose 5“ beklebt wurden.
Die falsche Kennzeichnung hatten Ärzte in einer belgischen Klinik entdeckt, nachdem zwei frühgeborene Mädchen in der vergangenen Woche gestorben waren. Ihnen waren Ampullen verabreicht worden, die statt Zuckerlösung das für sie giftige Kaliumchlorid enthielten. Die Firma Braun rief daraufhin alle 135.000 zwischen September und Dezember 1997 verbreiteten Ampullen zurück.
Das Berliner Landeskriminalamt ermittelt seit gestern wegen fahrlässiger Tötung oder Verstoß gegen das Arzneimittelgesetz gegen das Berliner Zweigwerk von Braun. Bislang wird allerdings noch niemand namentlich beschuldigt. Auch das hessische Gesundheitsministerium untersucht den Vorfall. „Wir haben einen Experten in die Melsunger Zentrale geschickt, um dort die Rückstellproben der Injektionslösung zu untersuchen“, sagte eine Sprecherin des Ministeriums. Pharmahersteller müssen von allen Produkten Proben aufbewahren, um bei Unregelmäßigekeiten eine Untersuchung einleiten zu können. Jens Uehlecke
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