Ein Symbol der Geschichte

Das Jüdische Museum in Berlin ist fertiggestellt. Der von Daniel Libeskind entworfene Bau wird jedoch erst Ende 2000 eröffnet. Das Haus besitzt nur wenige Exponate  ■ Von Rolf Lautenschläger

Der spektakulärste Museumsbau in Berlin seit dem Fall der Mauer, das Jüdische Museum, ist fertiggestellt. Nach rund sechsjähriger Bauzeit und viel Gezänk um die Leitung sowie die inhaltliche und finanzielle Autonomie des 4.500 Quadratmeter großen Gebäudes kann nun mit der Einrichtung und Konzeption der Sammlung begonnen werden. Der „aufregend gezackte Bau“ in Form eines zerborstenen Davidsterns, sagte gestern Michael Blumenthal, Direktor des Jüdischen Museums, sei nicht allein eine „außergewöhnliche Architektur“, sondern bilde zugleich ein „Symbol für die 2.000jährige Geschichte der Juden in Berlin und Deutschland“.

Das Ende der Bauzeit wird am Wochenende mit einem Festakt, an dem auch Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) teilnehmen wird, gefeiert. Die Eröffnung des 120 Millionen Mark teuren Hauses soll im Herbst 2000 stattfinden.

Das neue Museum entstand nach den Plänen des Architekten Daniel Libeskind, der den zweigeschossigen Bau in Form einer Zickzacklinie entworfen hatte. Hintergund der ungewöhnlichen Planung, erinnerte Blumenthal, sei die Idee Libeskinds gewesen, kein geschlossenes, sondern ein sich ständig veränderndes – „sich brechendes“ – Raumgefüge zu schaffen. Dadurch würde „ein Labyrinth des Einnerns“ der wechselvollen jüdischen Geschichte symbolisch dargestellt.

In den kommenden eineinhalb Jahren will Blumenthal das Haus einrichten. Im Mittelpunkt der Ausstellung, so der Direktor, werde nicht nur der Holocaust, sondern die spezifisch jüdisch- deutsche Geschichte stehen. Blumenthal: „Mit besonderem Nachdruck wird dabei die Entwicklung des historischen Prozesses am Beispiel Berlins verfolgt werden, als einem der wichtigsten Zentren der Vitalität und Vielfalt des deutsch- jüdischen Lebens.“ Außerdem beinhaltet das Museum Räume für eine Bibliothek sowie ein Forschungszentrum. Insgesamt rechnet Blumenthal mit einem Etat von 18 Millionen Mark jährlich, der vom Land, dem Bund und privaten Sponsoren aufgebracht werden soll. Zusätzliche Ausstellungen müßten allerdings gesondert finanziert werden.

Der Direktor wies die Vorwürfe zurück, wegen der wenigen Bestände bestünde die Gefahr, das Jüdische Museum könne „zu einen Pappmaché-Museum“ verkommen. Weder sei geplant, das Haus leerstehen zu lassen noch mit Inszenierungen künstlich vollzustopfen. Nachbildungen von Exponaten schloß er jedoch nicht aus.