: debitel geht an die Börse
■ DaimlerChrysler-Tochter wird rückwirkend in eine AG umgewandelt
Berlin (taz) – Nicht nur in Wald und Flur werden im Frühling Knospen sprießen. Auch an der Frankfurter Börse wird sich ein neues Gewächs zeigen. Die debitel Kommunikationstechnik GmbH & Co KG wird zur Aktiengesellschaft umgestaltet und soll in den kommenden Monaten mindestens 20 Prozent ihrer Geschäftsanteile veräußern. Das kündigte debitel- Geschäftsführer Joachim Dreyer gestern in Berlin an.
Heute ist debitel, eine Tochter von DaimlerChrysler Services (debis) und der Metro Holding AG, eine Telefongesellschaft wie andere auch: Die Kommunikationsexperten aus Stuttgart kaufen Kapazitäten in den Mobilfunknetzen von Mannesmann (D2), Telekom (D1) und E-plus (E-Netz) und vermietet diese an ihre eigenen Kunden weiter. Im Festnetz fischt debitel bisher lediglich nach Geschäftskunden: Call-by-call für jedermann soll allerdings vor der Einführung stehen.
Um möglichen Anlegern aus Deutschland und der Europäischen Union die debitel-Aktien schmackhaft zu machen, will Dreyer die Aktivitäten des Unternehmens jetzt ausbauen. Soeben hat er den Internetprovider der Metro- Gruppe, Primus-Online, samt 70.000 Kunden übernommen. Dessen Geschäft will er auf ganz Europa ausdehnen. Für die Zukunft verspricht Dreyer außerdem neue, leistungsfähige Telefontechniken, Internet-Telefonie und ein kräftiges Wachstum im Mobilfunkbereich: In fünf Jahren werde jeder zweite Deutsche ein Mobiltelefon sein eigen nennen. Bisher sei es erst jeder siebte.
Obwohl die Aktienmärkte durch die Krisen in Asien und Brasilien Achterbahn fahren, verteidigte debis-Chef Klaus Mangold den Zeitpunkt des Börsenganges. Den harten Konkurrenzkampf unter den Telefonanbietern nannte er eine „produktive Unruhe“.
Auch debis selbst zeigt sich nach der Daimler-Chrysler-Fusion verändert. Neben dem Telefongeschäft und dem Betrieb von Computernetzen für große Kunden bilden die Finanzdienstleistungen nun das dritte Standbein von debis: Die Chrysler Financial Company, die vom Bankgeschäft auf dem amerikanischen Kontinent lebt, und das Kfz-Leasing-Geschäft der deutschen debis werden verschmolzen. Hauptsitz wird Berlin. Obwohl Mangold durch den Zusammenschluß rund 30 Millionen US-Dollar einsparen will, soll es keine Entlassungen geben. 1998 habe sich die Mitarbeiterzahl um gut 5.000 auf heute 20.000 weltweit erhöht, sagte er. Und auch 1999 werde das Unternehmen mindestens 2.000 neue Leute einstellen. Marcus Franken
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen